Filmnews vom 22. Dezember 2023 - Teil 1

  • «Tatort – Der Mann, der in den Dschungel fiel»: Eine positive Überraschung


    Auf den neuen Münsteraner Stadtschreiber wird ausgerechnet an dem Tag, an dem er in sein Amt eingeführt wird, ein Mordanschlag verübt. Thiel kennt diesen neuen Stadtschreiber aus Jugendzeiten. Und irgendwas gefällt ihm an dem Fall nicht.


    Es ist schade, dass es sich dieser «Tatort» selbst ein bisschen schwer macht, denn er ist nicht nur amüsant, was man von einem Münsteraner «Tatort» erwartet. Er erzählt auch eine clevere Geschichte, die so einige Überraschungen bereithält. Das Problem ist der Prolog, in dem Axel Prahls Kommissar Thiel direkt erschossen wird. Jawoll, Thiel wird erschossen. Was natürlich so nicht wirklich passieren kann (wäre Axel Prahl aus der Reihe still und heimlich ausgeschieden, wäre es längst durchgesickert - es gibt heutzutage keine Geheimnisse dieser Art mehr, die nicht am Tag nach der letzten Szene auch schon auf X trenden würden!). Einerseits macht diese Szene natürlich neugierig, andererseits nimmt sie am Ende, dieser Spoiler muss leider sein, ein wenig die Spannung aus der Geschichte, denn man ahnt leider etwas zu früh, worauf die Story wohl hinauslaufen wird.


    Aber, und das ist die gute Nachricht, rund 75 Minuten lang bietet dieser «Tatort» beste Unterhaltung ganz ohne das obligatorische sozial relevante Thema der Woche, ohne Ermittler mit Traumata, ohne den krampfhaften Versuch, das Format «Tatort» auf die eine oder andere Art brechen zu müssen, obschon die Tatsache, dass das Anschlagsopfer den Anschlag überlebt, in dem doch sehr auf den Mord der Woche ausgerichteten «Tatort» fast schon wieder einen Bruch des Erwartbaren darstellt.


    Um was geht es also? Professor Boernes Familie gehört bekanntlich zum „Adel“ der Stadt Münster. Seit Generationen vor Ort ansässig, hat der Name einen guten Klang in der Stadt und da gehört es sich natürlich, der Stadt etwas Gutes zu tun – um den Namen weiterhin Klang zu verleihen. Im Fall von Professor Boerne bedeutet das, dass er den Stadtschreiberpreis gestiftet hat. So darf jedes Jahr ein ausgewählter Autor seinen neuen Roman in aller Ruhe in Münster schreiben und bekommt das bezahlt. Der Autor muss lediglich eine Verbindung zu Münster aufweisen. So wie Stan Gold. Gold hat einen Bestseller verfasst, in dem er von seinen Jahren im Dschungel von Paraguay berichtet. Dort ist er vor Jahren mit einem kleinen Flugzeug abgestürzt, wurde von Mitgliedern eines von der Außenwelt abgeschottet lebenden Stammes gerettet und lebte fast 15 Jahre unter ihnen. Der Titel seines Romans: „Der Mann, der in den Dschungel fiel“.


    Bei der Verleihung des Stipendiums erkennt Thiel in Stan Gold allerdings seinen alten Schulfreund Hotte Koslowski wieder, der es weder mit der Wahrheit, der Treue oder der Schule allzu ernst nahm – und der bei seinem Vater sogar noch Schulden hat. Dass sich hinter Stan Gold Hotte Koslowski verbirgt, ist allerdings kein lang gehütetes Geheimnis, denn es ist Hotte selbst, der Thiel in den Arm nimmt und sich über ein Wiedersehen freut. Ein Buch von Stan Gold, scherzt er, verkaufe sich halt besser als eines von Hotte Koslowski.


    Während der Party nach der Verleihung schnappt sich Stans Agentin (und Freundin) Sabina den Professor und setzt ihm den Floh ins Ohr, er solle doch einfach einmal von seinen Erlebnissen der letzten 20 Jahre in einem Buch berichten – während sich Stan mit seiner früheren Freundin (oder heimlichen Liebe?) Gisela trifft, deren Tochter offenbar seine Tochter ist. Der Abend vergeht – und endet mit einem prophylaktischen Schock. Sabina entdeckt Stan in seinem Stadtschreiber-Apartment in direkter Nähe zum Festsaal, in dem er reglos aus dem Boden liegt. Boerne und Silke Haller eilen herbei und ungewöhnlicherweise agiert Boerne einmal nicht als Gerichtsmediziner, sondern als Arzt. Und mit einem beherzten Luftröhrenschnitt (mit tatkräftiger Unterstützung von Haller) rettet er dem Autor das Leben.


    Was zunächst nach einem Unfall aussieht, Stan Gold ist gegen Bienenstiche allergisch und offenbar ist er von einer solchen gestochen worden, weckt in Haller einige Zweifel. Irgendetwas gefällt ihr nicht und so ist es keine Überraschung, dass bald bereits von einem versuchten Mord ausgegangen werden muss. Jemand hat versucht, den neuen Stadtschreiber umzubringen. Aber wer? Und warum?


    Obwohl ChrisTine Urspruch in der Rolle der Silke Haller weit weniger Bildschirmzeit bekommt als ihre männlichen Kollegen, ist dies doch auf der Seite der Ermittler ihr «Tatort». Immer wieder ist es Silke Haller, die die Ermittlungen voranbringt und fast schon ein Miss Marple-mäßiges Gespür für Ungereimtheiten an diesem Fall entwickelt. Denn viele Erkenntnisse scheinen nicht zusammenzupassen – was an der Person Stan Golds liegt. Etwas stimmt mit dem Mann nicht. Aber, und das ist die große Stärke des Drehbuchs von Thorsten Wettcke, immer dann, wenn es Indizien gibt, die darauf hinweisen, dass Stan Gold wohl eher ein Münchhausen ist, kommt eine Erklärung um die Ecke, die absolut in sich geschlossen das Indiz verpuffen lässt. Ist es also tatsächlich möglich, dass Stan Gold einfach ein Mann ist, der irgendwie den Schlamassel anzieht, der aber eben keine Scharade spielt? Darauf deutet zumindest der Mordanschlag hin, und tatsächlich gibt es wohl in seiner Vergangenheit einen dunklen Fleck, der ihn in diesen Tagen in Münster einholt...


    Mit Detlev Buck hat sich der «Tatort» aus Münster einen veritablen Gaststar gegönnt, der als Regisseur 2021 selbst einen «Tatort» abgeliefert hat. Buck hat Spaß an der Rolle, was nicht verwundert. Die Figur gibt Futter, um es ordentlich krachen zu lassen und einfach einmal einen Gernegroß darstellen zu dürfen, der für jedes Geschehen die passende Geschichte parat hat. Und dass es einmal nicht um einen Mord geht, sondern darum, einen zu verhindern, das tut der Geschichte einfach gut. So bietet die Story viele Momente, in denen die Figuren einfach nur miteinander agieren und die Kamera diese laufen lässt, was einfach gute Laune verbreitet. Hier agieren alte Bekannte samt eines Gaststars vor der Kamera, die ihre Rollen aus dem Effeff beherrschen und auf eine angenehme Art und Weise die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen. Da sind die kleinen Scharmützel von Thiel und Boerne, Haller ist einmal mehr der Fels der Vernunft, Vadda hat seine Momente, … das alles mag nicht sonderlich überraschend des Weges kommen, aber die Inszenierung serviert all diese Zutaten mit einem freundlichen Augenzwinkern und überlässt ansonsten Detlev Buck die Bühne.


    Allein der Prolog, dessen Handlung vier Tage nach den Geschehnissen um den Mordanschlag auf Sam Gold spielt, wirkt wie ein Störpilz in diesem Kriminalfilm, der im dritten Akt gar eine Überraschung serviert, die an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden soll, die aber belegt, dass Humor und Dramatik keinesfalls einander ausschließen – wenn die Inszenierung den richtigen Ansatz findet, beides miteinander zu verbinden.


    Unterm Strich ist «Der Mann, der in den Dschungel fiel», trotz seiner Einführungschwäche, dennoch eine positive Überraschung, die beweist, dass man in Münster noch keinesfalls an der Abwicklung des «Tatort»s arbeitet, sondern noch gute Geschichten zu erzählen versteht. Wie in den besten Tagen der Münsteraner Ermittler.


    PS: Kleiner Spoiler: Wer sich fragt, wie der Münsteraner Stan Gold ein Klassenkamerad des Hamburgers Thiel gewesen sein kann, kann sich beruhigt zurücklehnen – die Geschichte erklärt es und bietet gar einen seltenen Einblick in die Familiengeschichte des brummigen Hanseaten.


    Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…ne-positive-ueberraschung

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