Beiträge von Lotar

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    «Beverly Hills Cop: Axel F» Kritik – recycelte Nostalgie reicht nicht


    Ziemlich genau 40 Jahre nach Teil eins schlüpft Eddie Murphy noch einmal in seine Paraderolle des Axel Foley, doch bis auf etwas Nostalgie bleibt nicht viel übrig vom quirligen Original.


    Den Erfolg und die Magie von Kultklassikern der 80er Jahre mit späten Sequels neu aufleben zu lassen, haben in der Vergangenheit viele Franchises versucht. Doch wie jüngst ein Rohrkrepierer nach dem anderen beispielsweise aus dem Hause «Star Wars», «Indiana Jones» oder «Terminator» bewiesen hat, funktioniert dies leider nur in absoluten Ausnahmefällen (danke «Top Gun: Maverick»). «Beverly Hills Cop: Axel F» kann nun zwar weder zu den positiven Ausnahmen, noch den zuvor erwähnten Totalausfällen gezählt werden, doch einige nostalgische Momente schaffen es nicht über ein schwaches Drehbuch mit massiven Längen, minimalistischen Humor und Probleme beim supporting cast hinwegzutäuschen.


    Es sind insbesondere die ersten und die letzten Minuten vom vierten Teil der «Beverly Hills Cop»-Reihe, die gerade alteingesessenen Fans ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürften. Hier schafft es der Film zum Teil die Zeit etwas zurückzudrehen und mit dem Dreamteam bestehend aus Eddie Murphy, Judge Reinhold und John Ashton etwas Spaß zu haben. Doch während Reinhold und Ashton wohl aus Gründen der Altersschwäche nur in deutlich reduzierten Gastrollen zu Verfügung standen, schaffen es die jungen Neuzugänge zu keiner Zeit die Chemie der alten Garde zu reproduzieren.


    Besonders ins Gewicht fällt hierbei die Rolle von Jane Saunders (Taylour Paige) als Foleys entfremdete Tochter, die in Sachen Screentime durchaus als zweite Hauptrolle zu verstehen ist, aber gänzlich humorlos daherkommt und gepaart mit dem unterdurchschnittlichen Drehbuch für die massiven Längen des Mittelteils verantwortlich ist. Es war durchaus zu erwarten, dass im Jahr 2024 auch «Beverly Hills Cop» nicht ohne starke weibliche Hauptrolle zurückkehren würde. Doch aus humoristischer Sicht hätte man Murphy auch einen Bremsklotz ans Bein binden können. Die Chemie zwischen den Charakteren fehlt leider gänzlich. Einige positive Momente können hingegen Joseph Gordon-Levitt zugeschrieben werden, dessen etwas lockerere Nebenrolle durchaus für einige Schmunzler sorgt. Auch Kevin Bacon als generischer Abziehbildbösewicht, dessen Rolle als Antagonist ab seiner ersten Filmminuten für niemanden eine Überraschung sein sollte, macht einen, in dieser Kapazität möglichen, durchaus adäquaten Job.


    Es mag aus erzählerischer Sicht zudem zwar durchaus Sinn machen, dass Murphy nicht mehr denselben quirligen Axel Foley mit nichts als Klamauk im Kopf aus den 80er Jahren verkörpern kann und in dieser Funktion etwas gedämpft wird. Doch wenn vom fünften in den vierten Gang zurückgeschaltet wird, sollte schlicht kein Beifahrer nebenan sitzen, der für den Großteil des Films an der Handbremse zieht.


    Ein ordentlicher Anfang und Schluss, sowie der Nostalgiefaktor, der von schauspielerischer, visueller und auch musikalischer Seite zumindest in Teilen funktioniert, machen den vierten Teil der «Beverly Hills Cop»-Reihe zumindest für jene sehenswert, die einfach noch einmal etwas Zeit mit Foley, Rosewood und Taggart verbringen möchten, auch wenn sich hier vieles nach einem Klassentreffen anfühlt, bei dem man sich nach langer Zeit wieder sieht, ein paar nette Wort wechselt und dann seiner Wege geht. Während Fans anfangs enttäuscht gewesen sein dürften, den neuen «Beverly Hills Cop»-Streifen nicht auf der großen Leinwand im Kino sehen zu können, passt dieser letztlich qualitativ auch eher in die Kategorie „Netflix-Film“ zum einmaligen Anschauen und Vergessen.


    Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…te-nostalgie-reicht-nicht

    «Eingeschlossene Gesellschaft»


    Anke Engelke, Justus von Dohnányi, Nilam Farooq und Florian David Fitz lassen als illustres Lehrerkollegium die Fetzen fliegen. Eine Kritik zu einem der spannendsten Sommerkino-Filme im Ersten.


    Sönke Wortmanns «Eingeschlossene Gesellschaft» ist weit mehr als eine einfache Komödie. Der Film, der im Rahmen des Sommerkinos am Montag im Ersten ausgestrahlt wird, bietet vielmehr eine brillante Mischung aus pointiertem Humor und tiefgründiger Gesellschaftskritik, die den Zuschauer gleichermaßen unterhält und zum Nachdenken anregt. Basierend auf der gleichnamigen Hörspielvorlage von Bestsellerautor Jan Weiler, gelingt es Wortmann, die Essenz des Originals gekonnt auf die Leinwand, bzw. nun auch auf die Mattscheibe, zu übertragen und die Geschichte dabei mit einer feinen Balance aus Situationskomik und ernsthaftem gesellschaftlichem Anliegen zu erzählen.


    Die Handlung entfaltet sich in einem Klassenzimmer an einem Freitagnachmittag in einer Kölner Schule, wo normalerweise nur noch die Putzkolonne erwartet wird. Stattdessen taucht der Vater eines Schülers, Manfred Prohaska (Thorsten Merten), mit einem dringenden Anliegen auf: Sein Sohn soll wegen einer ungenügenden Note des strengen Lateinlehrers Engelhardt (Justus von Dohnányi) nicht zum Abitur zugelassen werden. Was als verzweifelter Versuch beginnt, das schmähliche Schicksal seines Sohnes abzuwenden, eskaliert schnell, als Prohaska eine Pistole zückt und das Lehrerkollegium zwingt, sich nun etwas intensiver mit dem Fall zu befassen.


    Die Stärke des Films liegt dabei vor allem auch in seiner herausragenden Besetzung und der exzellenten Darstellungsleistung des ganzen Ensembles. Florian David Fitz als beliebter Sportlehrer Mertens, Anke Engelke als zynische Französischlehrerin Heidi Lohmann und Nilam Farooq als pragmatische Referendarin Sarah Schuster bringen ihre Rollen mit so viel Leben und Authentizität auf den Bildschirm, dass man von Anfang an das Gefühl bekommt, inmitten einer echten Notenkonferenz zu sitzen. Justus von Dohnányi bleibt als sturer und prinzipientreuer Lateinlehrer Engelhardt, dessen Unnachgiebigkeit den Konflikt maßgeblich befeuert, besonders nachdrücklich in Erinnerung.


    Die Dialoge sind pointiert und voller Witz geraten, wobei es Wortmann gelingt, auch ernste Töne anzuschlagen und den Zuschauer immer wieder zum Innehalten zu bringen. Die komischen Momente entstehen dabei weniger aus plumpen Gags, sondern vielmehr aus der feinen Beobachtung menschlicher Schwächen und der absurden Situation, in die sich die Lehrer immer weiter verstricken. Die Charaktere sind sorgfältig gezeichnet und bieten dem Publikum eine Bandbreite an Identifikationsmöglichkeiten, sei es der idealistische „Schülerversteher“ Holger Arndt (Thomas Loibl) oder der etwas zu verschroben geratene Chemielehrer Bernd Vogel (Torben Kessler).


    Die Thematik des übertriebenen Leistungsdrucks und der durchaus auch in der Realität bestehenden Verfehlungen im Bildungssystem werden in «Eingeschlossene Gesellschaft» dabei nicht mit erhobenem Zeigefinger präsentiert, sondern durch die brillanten und oft sehr amüsanten Dialoge sowie die Interaktionen der Charaktere untereinander gekonnt zum Leben erweckt. Dabei wird deutlich, dass es Wortmann und Weiler nicht nur um eine unterhaltsame Geschichte geht, sondern auch darum, das Publikum zum Nachdenken über das deutsche Bildungssystem und die damit verbundenen Probleme anzuregen – was ihnen gerade aufgrund dieses authentischen, gefühlvollen Ansatzes mit Bravour gelingt.


    Auch optisch gerät der Film indes zu einem schnörkellosen Gewinn. Die Inszenierung im eher begrenzten Raum des Klassenzimmers erzeugt eine beklemmende Atmosphäre, die die Spannung und die Dramatik der Handlung unterstreicht, ohne dabei aus dem Spiel einer Komödie herauszufallen. Die Kameraführung und die geschickte Nutzung von Licht und Schatten tragen dazu bei, dass der Zuschauer stets in das Geschehen hineingezogen wird und die emotionalen Höhen und Tiefen der Protagonisten hautnah miterlebt.


    So gerät «Eingeschlossene Gesellschaft» zu einem Highlight im diesjährigen Sommerkinoprogramm des Ersten. Der Film kombiniert gekonnt Humor und Tiefgang und bietet nicht nur beste Unterhaltung, sondern auch eine gelungene Reflexion über das Bildungssystem und die Gesellschaft. Sönke Wortmann beweist einmal mehr, dass er zu den großen Regisseuren Deutschlands gehört, die es verstehen, komplexe Themen auf eine zugängliche und gleichzeitig anspruchsvolle Weise zu vermitteln.


    Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…geschlossene-gesellschaft

    Deutsche Chansons und Geschichten der 20er Jahre: Das Thema ihres aktuellen Albums hat das Irmgard-Haub-Trio einer zufälligen Entdeckung zu verdanken. Die Sängerin Irmgard Haub tritt bereits seit mehr als 20 Jahren mit dem Pianisten Johannes Reinig auf. Im Rahmen eines Projektes stießen die beiden auf die Gedichte der jüdischen Autorin Elisabeth „Lili“ Grün (1904-1942). Nachdem mit dem neuen Mitglied Constanze Steingass am Cello das Irmgard-Haub-Trio vollständig wurde, vertonten sie die Gedichte. Am 8. November bringt das Trio nun eine CD mit den entstandenen Liedern heraus. Damit beleuchten sie das Lebenswerk einer Person mit tragischer Geschichte: Lili Grün stammte aus Wien, wurde neben ihren Gedichten mit Büchern, Geschichten und Kabarett bekannt und kam in einem Vernichtungslager im Nationalsozialismus um. Mal jazzige Töne, mal Rhythmus und mal ruhiges Schweben prägen den Klang der CD Mensch, Lili! und über allem liegt die kräftig-klassische Stimme Irmgard Haubs. Das Cello ergänzt die Klavierbegleitung mit pointierten Einwürfen sehr schön. Die spitzen Texte der Dichterin Grün finden sich auch in den musikalischen Ideen des Trios sehr treffend wieder. Fazit: Dem Irmgard-Haub-Trio hört man die jahrelange Erfahrung im Zusammenspiel an. Die Texte einer heute zu Unrecht kaum bekannten Dichterin und Schriftstellerin rücken sie in den Fokus, vertonen sie passend in ihren Arrangements und ordnen sie musikalisch mit Feingefühl in die Epoche der 20er Jahre ein.


    Melancholisch, düster und geheimnisvoll klingen die Virgin Tears. Wenn das kein guter Start in die dunkle Jahreszeit ist… Vor einem Jahr gründeten die Sängerin und Gitarristin Linda Lace und der Bassist und Schlagzeuger Anthony Forest in Hamburg das Duo Virgin Tears. Pünktlich zum ersten Geburtstag veröffentlichten die beiden im September ihre erste EP The Beauty Of Broken People. Durchdringend liegt Linda Laces Gesang auf der sphärischen Gitarre und dem stabil durchlaufenden Beat. Die beiden machen Musik ohne Schnickschnack: Es gibt keine Schnörkel, keine Verzierungen, stattdessen arbeiten sie mit eindrücklichen Klängen, vielen sich wiederholenden Einzeltönen in Gitarre und Bass, passagenweisen Akzenten und jeder Menge Hall. Das Duo kreiert so eine besondere Stimmung, die fasziniert. Fazit: Trotz der Einfachheit und der gewollten Monotonie in Melodie und Begleitung klingen die Songs von Virgin Tears durchdacht und lassen es zu, schon nach wenigen Takten des Zuhörens ganz in die Musik einzutauchen.

    «Dark Matter: Der Zeitenläufer» Kritik – Unterhaltsamer als sie es sein sollte


    In Blake Crouchs gleichnamiger Buchverfilmung reist Joel Edgerton durch die Dimensionen, mit sich selbst als größtem Widersacher.


    «Dark Matter», nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Sci-Fi-Serie aus dem Jahr 2015, erzählt die Geschichte eines brillanten Physikers, der eine Möglichkeit findet, durch eine unbegrenzte Anzahl von alternativen Universen zu reisen, nur um dann in jener Welt zu bleiben, in der er sich für seine Familie, anstatt der Forschung entschieden hat. Die Multiversumstheorie, neben der Erkundung des Weltraums und Zeitreisen, einer der großen Eckpfeiler des Sci-Fi-Genres, regt massiv den eigenen Entdeckergeist an. Nach einer anfänglichen Warmlaufphase profitiert die Handlung von «Dark Matter» daher auch immens von der eigenen Prämisse, die letztlich deutlich interessanter als die teilweise in die Länge gezogene Handlung oder ihr glanzloser Protagonist ist.


    Einigen Anlaufschwierigkeiten zum Trotz, schafft es die Serie mit ihrer Mischung aus neuen Welten und der allgegenwärtigen Lovestory, den Zuschauer irgendwie am Ball zu halten und belohnt dies zum Ende hin auch mit einem durchaus interessanten Twist. Während die Serie schauspielerisch bis in die Nebenrollen durchaus gelungen besetzt wurde, fällt allerdings ausgerechnet Protagonist Joel Edgerton als brillanter Physiker negativ auf, denn sein weitestgehend teilnahmsloser Gesichtsausdruck und die immer wieder schwache Auffassungsgabe der Hauptfigur, sorgt für einiges Stirnrunzeln beim Schauen.


    Handlungsstränge und Charakterentscheidungen fühlen sich zudem teilweise etwas anorganisch an, konträr zum Handlungsverlauf werden Entscheidungen getroffen, die zwar der übergeordneten Geschichte zuträglich sind, nicht aber einer konsekutiven Erzählung. Dass handlungstragende Figuren somit immer wieder eher wenig zum aktuellen Handlungsverlauf passende Aussagen tätigen oder fragwürdige Entscheidungen treffen, muss somit ebenso akzeptiert werden, wie die unvermeidbaren Logiklöcher, die bei Multiversumsgeschichten unweigerlich auftreten.


    Insgesamt sind neun Folgen der Serie in etwa drei Folgen zu viel, gerade im mittleren Teil der Handlung, wäre deutliches Kürzungspotential vorhanden gewesen. Überraschend ist hingegen, dass die Serie trotz aller Kritikpunkte, der teils massiven Längen, dem eher wenig sympathischen Protagonisten und der Logiklöcher, bis zum Ende hin unterhält und zum Dranbleiben animiert. Zwar schert man sich als Zuschauer nicht übermäßig für die zentrale Figur der Serie, doch ist das Grundgerüst der Handlung, mit einigen Highlights gerade zum Ende hin, stark genug, um eine gewisse Faszination beim Schauen bis zum Finale aufrechtzuerhalten.


    Weder gehört «Dark Matter» zu den besterzählten, bestgespielten noch bestaussehenden Sci-Fi-Geschichten der jüngsten Vergangenheit, sie schafft es aber die interessante Prämisse ohne Totalausfälle zu transportieren und mit einem relativ offengehaltenen Finale die Geschichte gleichermaßen abzuschließen sowie Raum für eine mögliche Fortsetzung offen zu halten.


    Hier mußte ich korrigieren.


    Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…er-als-sie-es-sein-sollte

    «The Acolyte»-Kritik: Das «Star Wars»-Franchise endgültig am Abgrund?


    «Star Wars» Fans können sich sicherlich nicht über die Menge an neuem Output beschweren, den Disney über die letzten Jahre verteilt produzierte, doch qualitativ geht der Sinkflug ungehindert weiter.


    Dreh- und Angelpunkt der neuen «Star Wars»-Serie ist eine ehemalige Padawan namens Osha (Amandla Stenberg), die ihre Jedi-Ausbildung abgebrochen hat und ihren Lebensunterhalt mittlerweile als Meknek, eine freiberufliche Schiffsmechanikerin, verdient. Doch wäre da nicht noch die böse Zwillingsschwester…


    Von der ersten Dialogszene der Serie an, die so platt und ohne jegliches Sprachgefühl daherkommt, dass man sich zunächst fragen muss, ob hier bei der Synchronarbeit geschlampt wurde (ein Wechsel auf den Originalton offenbart, dass dies nicht der Fall ist), zieht sich die eklatant schwache Dialogarbeit wie ein roter Faden durch die Serie. Es ist dabei geradezu irrelevant, ob wichtige oder emotionale Themen angesprochen werden, die Dialoge wirken stets als wäre eine KI damit beauftragt worden, alles Gesprochene intellektuell so anzupassen, dass selbst ein Primat der Handlung folgen kann. Im Englischen könnte man für die Bezeichnung des Sprachniveaus „dumbing down“ verwenden, wobei nicht wirklich klar wird, ob eine absichtliche Vereinfachung der Sprache stattfand oder die Autoren hier schlicht ihr Maximum an Eloquenz erreicht haben.


    Passend zu den Dialogen befände sich das Schauspiel eines Großteils des Casts im direkten Wettbewerb um die goldene Himbeere, würde diese auch für TV-Serien vergeben werden. Insbesondere Hauptdarstellerin Amandla Stenberg und ihr Kollege Charlie Barnett bekleckern sich mit ihrem extrem hölzernen Auftreten nicht gerade mit Ruhm, wobei eine Korrelation mit dem miserablen Drehbuch sicherlich gegeben ist und es schlicht schwierig scheint, aus einer emotionslosen Vorlage, der es an jeglichem Charakteraufbau fehlt, ein sehenswertes Schauspiel zu produzieren. Lediglich Lee Jung-jae als Sol schafft es immer wieder mit seinem natürlichen Charisma für einige Lichtblicke zu sorgen.


    Was hingegen am meisten negativ überrascht, ist die visuelle Komponente. Bei einem kolportierten Budget von 180 Millionen US-Dollar, muss sich die Frage gestellt werden, wo dieses Geld hingeflossen ist. Die visuelle Qualität ist insgesamt massiv schwankend, einige Szenen mögen durchaus hochwertig aussehen, doch das immer wieder erkennbare CGI, das schwache Kostümbild und die komprimierten Sets, lassen zu keiner Zeit auf die finanziellen Mittel schließen, die der Serie zur Verfügung standen. Auch der weitestgehend unbekannte Cast, dürfte hier kein immenser Kostenfaktor gewesen sein.


    «The Acolyte» trägt inhaltlich nichts relevantes zum «Star Wars»-Universum bei und sorgt mit seinem unausgegorenen Drehbuch, überwiegend schwachem Schauspiel, den miserablen Dialogen und der selbst visuellen Enttäuschung für eine weitere «Star Wars»-Serie zum Vergessen. Neben «Andor» und mit Abstrichen «The Mandalorian», sowie im Filmbereich «Rogue One» bleibt das Franchise seit der Disney Übernahme qualitativ weiterhin extrem dünn besetzt und dürfte mit dieser Art von Output selbst alteingesessene Fans Stück für Stück vom Mythos «Star Wars» entfremden.


    Hier mußte ich korrigieren.


    Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…ise-endgueltig-am-abgrund

    Ein bisschen Weltverbesserertum bekäme uns wohl allen gut in diesen Tagen. Schon in den Startlöchern für diese bessere Welt stehen drei musikbegeisterte Gießener Jungs. Wer also gleich heute loslegt, um die Probleme unserer Gesellschaft anzugehen, der bekommt von Cressy Jaw den passenden Soundtrack dazu. Gegründet 2009 von drei Brüdern, hat die Band inzwischen einiges vorzuweisen: zwei EPs und mehrere selbstgebrannte Demos, Touren durch Deutschland, die Niederlande, Ungarn und Polen, ein Album. Nach einem Besetzungswechsel besteht das Trio seit 2014 unverändert aus Alex (Lead-Gesang, Gitarre), Basti (Gesang, Bass) und Arne (Schlagzeug). In ihren Texten verarbeiten Cressy Jaw unter anderem ihre Gedanken zu Klimawandel, Kriegen und der Verlagerung nach rechts, die sie in Europa beobachten. Auch Kapitalismuskritik findet einen Platz in ihren Songs. Doch Cressy Jaw machen nicht nur den Mund auf, sondern packen auch selbst mit an: Konzerte für Amnesty International, Viva Con Agua und eine ganze Reihe anderer Bündnisse haben sie schon gespielt und bei ihren aktuellen Gigs unterstützen sie eine Petition von Oxfam. Passend zu den Texten verzichtet die Band auch in den musikalischen Strukturen auf simple Popkadenzen, dafür gibt’s ein bisschen Dramatik, anklagende Töne, vielleicht eine Spur Schwermut aber genauso aufbauende Beats und Basslines und Gitarrenriffs, die im Ohr bleiben. Dass die Jungs beim Schreiben ihrer Musik schon Bock auf die energiegeladene, laute Show haben, hört man schon auf den Aufnahmen. Fazit: Cressy Jaw ist eine Band, die für ihre Überzeugungen einsteht und die es sich zum Ziel gesetzt hat, durch die Musik und auch darüber hinaus Aufmerksamkeit auf kritische Themen zu lenken.



    Sara Niemietz’ Stimme klingt wie auf alten Jazz-Platten: Sie beherrscht Dirty Tones, hat einen kräftigen Gesang, kommt in die Höhe und lässt insgesamt Hoffnung für die Welt der Vokalmusik aufkeimen. Niemietz, Jahrgang 92, hat bereits als Kind erste Auftritte in Film, Fernsehen und Theater. Sie wächst in Chicago auf, spielt Gitarre, Bass und Klavier, singt, schreibt Musik. Später arbeitet sie mit verschiedenen Musikern und Komponisten zusammen, bringt Records auf den Markt, Ellen DeGeneres wird auf sie aufmerksam und lässt sie in ihrer Show auftreten, das Time Magazine schreibt über ihre Dixieland-Interpretation von Justin Biebers „Love Youself“. Mit ihrer fantastisch voluminösen und ausdrucksstarken Stimme covert Sara Niemietz Titel aus allen möglichen Genres, nicht selten klingt ihre Version dabei besser als das Original. Abgesehen von ihrer YouTube-Präsenz ist die Künstlerin auch ganz aktuell in Deutschland mit mehreren Shows zu sehen. Fazit: Tolle Stimme, tolle Technik, tolle Titel. Bleibt zu hoffen, dass Sara Niemietz noch sehr lang im Musikbusiness unterwegs sein wird und die Jazzlandschaft mit weiteren Interpretationen bereichert.

    In der Umschlaggestaltung des im Paul List Verlag erschienenem Roman „Der letzte Romatiker“ lesen wir ohne Korrektur:


    Ein Schriftsteller zieht sich in ein verlassenes Dorf zurück. Dort hängt er Tagträumen nach, nur manchmal schreibt er Kurzbiographien für eine Zeitschrift. Doch die Realität überholt immer wieder die idyllischen Träume dieses Romantikers.


    Auch um ihn herum geht so mancher Aussteigertraum baden: Laura, seine Freundin, ist nach ihrem ersten literarischen Erfolg in eine Krise geraten., lebt weitgehend von Unmengen Kaffee und Schlaftabletten. Sein bester Freund Russo, ist ein bekannter Maler, dessen Kreativität nachgelassen hat. Und auf dem benachbarten Baurenhof führt ihm das robuste Paar Roberto und Virginia mit grimmigen Ernst das alternative Leben und die Rückkehr zur Natur vor.


    Zarralukis skurriles Personal bevölkert eine kleine verlorene Welt, irgendwo im Niemandsland, nicht weit entfernt von Barcelona. Aber all dies wird keineswegs trostlos oder mit schlapper Zivilisationskritik erzählt. „Der letzte Romantiker“ ist ein Roman, der zum Weinen und Lachen zugleich bringt und in seinem intilligenten Witz einem John Irving in nichts nachsteht.

    Binsenweisheit nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluß erschienen in Mir schwant etwas


    Fremdeln ein vollkommen natürlicher Selbstschutz erschieneen in Zäune vermitteln gesteckte Grenzen


    Seife nicht nur täglicher Gebrauch der Körperpflege erschienen in Gürtel zu eng geschnallt


    Wenn Witzbolde Blödsinn verzapfen erschienen in Unser täglich Gift ein ständiges Geben


    Limes – der Geschmack nach neuen Herausforderungen erschienen in Mir schwant etwas


    Tradition – Stillstand im schlimmsten Fall erschienen in Zäune vermitteln gesteckte Grenzen


    Schönheit der Jugend erschienen in Gürtel zu eng geschnallt


    Niveau – vom Charakter bis zum Tsunami erschienen in Unser täglich Gift ein ständiges Geben

    «Presumed Innocent»: David E. Kelleys neuer Geniestreich


    David E. Kelley hat ein neues Justizdrama für AppleTV+ geschrieben. Kann das Format überzeugen?


    Mit «Presumed Innocent» bringt AppleTV+ eine Serie auf die Bildschirme, die nicht nur durch ihre packende Handlung und die beeindruckenden Leistungen ihres Casts um Hauptdarsteller Jake Gyllenhall besticht, sondern insbesondere auch durch die Handschrift von David E. Kelley. Kelley, der bereits mit Serien wie «Ally McBeal» und «Big Little Lies» über Jahrzehnte Maßstäbe im amerikanischen Fernsehen gesetzt hat, beweist nun erneut sein Talent für die Schaffung komplexer Charaktere und spannender Erzählbögen. Dabei gelingt ihm das Kunststück, seine unverkennbare Handschrift behutsam an die gesellschaftlichen Umstände der heutigen Zeit anzupassen, ohne dass das Format dabei an Tiefe oder Spannung einbüßen würde.


    Die Serie basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Scott Turow und folgt der Geschichte von Rusty Sabich, einem stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt, der des Mordes an einer Kollegin beschuldigt wird. Kelley gelingt es, die düsteren und intensiven Momente des Buches in die Serie zu übertragen und gleichzeitig neue Akzente zu setzen, um den Stoff telegener als in der sehr introspektiven literarischen Vorlage zu machen. Besonders beeindruckend gerät dabei, wie es ihm gelingt, die klassischen Themen von Schuld und Unschuld in einen geradezu philosophischen Kontext zu setzen, ohne dabei die Essenz der ursprünglichen Geschichte zu verwässern.


    Die Charakterzeichnung in «Presumed Innocent» offenbart sich dabei schnell als eine der großen Stärken der Serie. Rusty Sabich, brillant gespielt von Jake Gyllenhaal, wird als vielschichtiger Protagonist dargestellt, dessen innere Zerrissenheit und moralische Ambivalenz den Zuschauer fesseln. Die Serie verzichtet auf einfache Antworten und zeigt stattdessen die komplexe Realität der menschlichen Natur und der enormen Komplexität des amerikanischen Justizsystems. Besonders bemerkenswert ist, wie Kelley Themen wie Machtmissbrauch, Geschlechterdynamiken und die #MeToo-Bewegung subtil in die Handlung integriert, ohne dass diese Themen aufgesetzt oder belehrend wirken. Sie sind vielmehr organischer Bestandteil der Geschichte und verleihen ihr eine zusätzliche relevante Ebene.


    David E. Kelley offenbart somit erneut sein feines Gespür für die Balance zwischen Tradition und Innovation. Seine Handschrift ist so individuell wie eh und je – man erkennt die typischen dynamischen Dialoge, die psychologische Tiefe und die komplexen Handlungsstränge sofort –, doch zugleich merkt man, dass er sich den neuen gesellschaftlichen Realitäten öffnet. Die Welt hat sich verändert seit «Ally McBeal», «Picket Fences» und «Boston Legal», und Kelley hat gut daran getan, sein Justizdrama diesen Veränderungen Rechnung tragen zu lassen. So beleuchtet «Presumed Innocent» insbesondere auch moderne Themen wie die Herausforderungen des digitalen Zeitalters im Kontext von Rechtsstreitigkeiten oder die veränderte Wahrnehmung von Macht und Autorität in einer hektischen Phase des sozialen Wandels. Diese Themen werden jedoch nicht mit dem Holzhammer serviert, sondern subtil und elegant in die Story eingeflochten.


    Neben Gyllenhaal überzeugt zudem das gesamte Ensemble durch starke Darstellungen. Besonders hervorzuheben ist Renate Reinsve in der Rolle der ehrgeizigen und kompromisslosen Staatsanwältin Caroline Polhemus. Ihre Darstellung verleiht der Serie eine zusätzliche Dynamik und sorgt für spannende Konfrontationen. Die Chemie zwischen den Schauspielern ist spürbar stark und trägt somit maßgeblich zur dichten Atmosphäre der Serie bei.


    «Presumed Innocent» ist damit ein beeindruckendes Beispiel dafür geworden, wie sich eine betont klassische, vom Network-Fernsehen geprägte Erzählkunst mit modernen Themen und zeitgemäßen Charakteren verbinden lässt. David E. Kelley zeigt so erneut, dass er ein Meister seines Fachs ist und bleibt, und schafft es schier mühelos, seine einzigartige Handschrift in eine neue Ära zu überführen. Damit entstand ein echtes Highlight im Angebot von AppleTV+ sowie ein Muss für alle Liebhaber guter Krimiserien.


    Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…elleys-neuer-geniestreich

    «Anna»: Zunächst eine narrative Wucht


    Eine Welt ohne Erwachsene. Die sechsteilige italienische Serie Anna lässt so manch eine Zombie-Serie wie ein laues Lüftchen wirken, denn der Schrecken, den sie geschehen lässt, wirkt so viel realer und bedrückender. Dass ausgerechnet Disney+ die große Apokalypse geschehen lässt, überrascht.


    Zumindest überrascht dies auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick wird das Staunen schnell entzaubert, denn «Anna» entstammt einem Deal, den Disney+ mit der Produktionsschmiede Fremantle geschlossen hat. Einen Deal, der für Länder wie Deutschland, Spanien oder den Niederlanden gilt, um die digitalen Serienregale zu füllen, nicht aber beispielsweise für Italien, wo «Anna» entstanden ist – und zwar für Sky Italia. Sky Italia aber hat nur einen Teil der Produktion gestemmt, mit im Boot saß, neben Fremantle, auch arte France. Und so lief «Anna» im Herbst 2021 sogar schon im deutschen Free-TV bei arte Deutschland. Aber Hand aufs Herz: Wer hat die Serie dort oder im Stream des Kultursenders gesehen?


    «Anna» beginnt an einem Punkt der Katastrophe, an dem diese bereits über die Welt gefegt ist. La Rossa – die Rote – wird die Krankheit genannt, die die Erwachsenen dahingerafft hat. Titelheldin Anna ist etwa 13 Jahre alt. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie in die Pubertät kommt. Es ist die Krux der Seuche. Kinder sind für sie unempfänglich. So sind die Erwachsenen gestorben. Die Kinder aber haben überlebt. Doch das Virus kann warten. Sobald die Pubertät beginnt, findet das Virus Verknüpfungspunkte, die ohne jede Hoffnung die Krankheit ausbrechen lassen. Es gibt keine Rettung, kein Heilmittel. Trotz dieses Wissens bemüht sich Anna ihren kleinen Bruder Astor zu beschützen. Ist es ein natürlicher Instinkt, der sie dazu treibt? Ist es die kindliche Hoffnung, dass vielleicht doch noch alles gut wird?


    Anna bewohnt mit Astor eine Villa in Sizilien. Sie bindet Astor ans Haus durch eine Grenze, die sie gezogen hat. Hinter dieser Grenze, erzählt sie ihrem kleinen Bruder, leben Monster, die nur darauf warten, dass kleine Kinder diese Grenze überschreiten. Sie, Anna, kann raus, weil sie zu groß für diese Monster ist. Aber kleine Kinder entkommen ihnen nicht. So schützt sie Astor vor einer aus den Fugen geratenen Welt. Sicher ist sie möglicherweise etwas übervorsichtig, aber Anna ist schließlich selbst noch ein Kind. Und so ist es um so bemerkenswerter, wie sie diese Situation handhabt.


    Was aber ist genau geschehen?


    In Rückblicken erzählt die erste Episode davon, wie Anna und Astor mit ihrer Mutter im Süden gelebt haben. Sie waren nicht unbedingt beliebt, was an der norditalienischen Herkunft ihrer Mutter lag. Norditalienerin? Wohlhabend? Das reichte aus, um eine gewisse Unbill zu erzeugen. Anfangs ist die Seuche in diesen Rückblicken etwas, das im Norden stattfindet. In Mitteleuropa. Belgien, Deutschland. Es sind Fernsehberichte, die immer wieder im Hintergrund laufen und von der Ausbreitung berichten, die nach und nach auch das Leben in Italien bestimmen. Bis die Berichte enden, weil es niemanden mehr gibt, der noch berichten kann.


    In einer Welt der Kinder – leben diese von dem, was „da“ ist. Ackerbau? Viehzucht? Sie leben von dem, was die Welt der Erwachsenen ihnen überlassen hat. Konservendosen. Getränkeflaschen. Diese Kinder sind keine Jäger und Sammler. Während Kinder wie Anna die Welt und die Hoffnungslosigkeit verstehen, die um sie herum herrscht, verstehen die Kleinen diese Welt nicht. Dies alles ist erdrücken inszeniert, da sich Regisseur und Autor Niccolò Ammaniti nicht scheut, auch kontroverse, fast unerträgliche Momente zu konzipieren, die einem beim Betrachten seiner Serie nahezu die Luft abschnüren – wie etwa den Moment, in dem Anna in der nahegelegenen Stadt (Palermo?) bei der Suche nach Lebensmitteln Pietro kennenlernt. Der ist älter als sie und, wie sich herausstellt, hat er schon von Anna gehört. Die meisten Kinder und Jugendlichen schließen sich in Gruppen zusammen. Da fällt jemand wie Anna auf, die sich solch einem Zwang verschließt. Anna findet Pietro sichtlich sympathisch. Viele Jungs gibt es in seinem Alter nicht mehr. Kaum haben sie sich kennengelernt – müssen sie auch schon gemeinsam vor den Blues flüchten, der größten und bestorganisierten Kinderbande. Inszeniert Ammaniti diese Flucht zunächst konventionell (er setzt einen Spannungsmoment hier, er lässt dort seine Protagonisten einen Haken schlagen), verdichtet sich diese Jagd jedoch mit zunehmender Dauer, da klar wird: Die kleinen Kinder, die Anna und Pietro verfolgen, werden sie töten. Es ist kein Spiel. Auch geht es nicht nur darum, Anna und Pietro abzujagen, was sie zu Essen gefunden haben. Diese Kinder sind von den Älteren darauf konditioniert, Eindringlinge zu vernichten.


    Während sich die erste Episode primär dem Leben von Anna und Astor widmet, beginnt die „Spannungshandlung“ mit der zweiten Episode und der Entführung Astors. Angehörige der Blauen dringen in ihr Haus ein und nehmen Astor mit, während Anna draußen ist – bei Pietro, der sich ein kleines Paradies an einem etwas außerhalb gelegenen Baggersee geschaffen hat. Ein Paradies, das Anna hinter sich lässt, um Astor aus den Händen der Blauen zu befreien.


    Und vor allem aus den Klauen von Angelica, der Anführerin. Angelica ist eine Figur, die vom ersten Moment an hassenswert erscheint. Doch immer wieder blitzen da Momente auf, in denen sie fast schon Mitleid erzeugt, aller Arroganz und Gewalt zum Trotz. Sie ist Caligula und Nero. Sie lebt eine irritierende Dekadenz und zelebriert Zerstörung. Aber sie ist auch eine Heilige, die ihren Stamm, nichts anderes ist ihre Gemeinschaft, zusammenhält und führt: Und die Zuneigung für die neue empfindet, die in ihr Reich eingedrungen ist, Anna. Ihre Zuneigung führt sogar so weit, dass sie Anna an ihrer Hoffnung teilhaben lässt. Inmitten der Welt ohne Erwachsene gibt es einen Erwachsenen, der überlebt hat. Ist er der Schlüssel zur Heilung?


    Die ersten vier Episoden von «Anna» sind von einer narrativen Wucht, wie man sie selten zu sehen bekommt. Die vorzügliche Kamera, deren wunderschöne Bilder immer wieder in einem irritierenden Kontrast zum Geschehen stehen, ist ebenso bemerkenswert wie die Musik, die immer wieder bekannte Stücke aufgreift und in die Handlung integriert. Auch die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler bieten bemerkenswerte Leistungen. Leider ist aber auch der Absturz, den die Serie ab Episode 5 erlebt, nicht minder bemerkenswert.


    Ohne allzu viel zu spoilern, sei gesagt, dass mit der fünften Episode Pietro in den Fokus rückt und – ohne dramaturgische Notwendigkeit – seine Geschichte erzählt wird. Eine Geschichte, die die Serie narrativ überhaupt nicht voranbringt, sondern gnadenlos ausbremst, ja im Grunde zurück auf ihren Anfang rückt. Die Rückblicke geschehen ihrer selbst willen, während sie in eine vollkommen absurde, inkohärente Gegenwartsgeschichte rund um den Ätna eingebunden werden, in der sich Anna und Pietro vor allem viel unterhalten, schweigen, und unterhalten. Die gesamte Inszenierung, die vier Episoden lang eine brutalistisch-reale Welt im Untergang dargestellt hat, verliert sich in vollkommener Orientierungslosigkeit, die in der letzten Episode ihren traurigen Höhepunkt findet, wenn eine Handlung, die etwa fünf Minuten Film füllt, auf über 50 Minuten in die Länge gezogen wird. 50 Minuten totales Nichtgeschehen, dessen konstruierte Spannungsmomente über das Nichtvorhandensein einer weiterführenden Geschichte nicht hinwegtäuschen können.


    Der rührige kleine DVD-Verleiher Pidax lässt gerade die thematisch ähnliche neuseeländische Serie «The Tribe», die um die Jahrtausendwende herum entstand, neu aufleben und veröffentlicht nach und nach die insgesamt 260 Episoden. «The Tribe» ist sicher keine perfekte Serie. Die Kulissen sind billig, die Kamera kann die kaum vorhandenen Produktionsmittel nicht immer kaschieren, manch ein Handlungsstrang ist trashig. Doch die Serie, die gleichfalls von einer Welt ohne Erwachsene berichtet, baut einen in sich geschlossenen Handlungskosmos auf, der sich keine nennenswerten Brüche erlaubt. Natürlich gibt es einen gewaltigen Unterschied: «Anna» ist eine Serie für ein erwachsenes Publikum, «The Tribe» wurde für eine jugendliche Zielgruppe umgesetzt, daher lief sie in Deutschland auch auf Kika. Dennoch darf «The Tribe», allen Unzulänglichkeiten zum Trotz, gerne eine Neu-Entdeckung erleben, denn der Grund für ihre Absetzung nach den erstaunlichen 260 Episoden, dürfte in der Welt langlebiger TV-Shows ziemlich einmalig sein: Den britischen Co-Produzenten von Channel 5 ist die Serie, mit fortlaufender Spielzeit – zu erwachsen geworden!


    Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…chst-eine-narrative-wucht

    Zu acht kann es ganz schön eng werden auf einer Bühne. Eine Rockband-Besetzung plus eigenständiger Bläsersection ist aber einfach eine feine Sache. Dabei machen Imwido weder klassischen Rock, noch bayerische Blaskapelle, sondern ganz einfach ihr eigenes Ding. Kreative Köpfe von Imwido sind Sänger und Texter David Schneider und der Gitarrist, Songwriter und Arrangeur Martin Bammler. Unterstützung erhalten die beiden von einem weiteren Gitarristen, Drummer und Bassist. Eine Bläsersection aus Trompete, Posaune und Saxophon gibt es on top. Seit 2017 hat die Band außerdem ein Album im Angebot und wer im Süden der Republik wohnt, hat regelmäßig die Chance, die Band auch mal live spielen zu sehen. Die Rhythmen von Imwido ziehen ganz klar nach vorne. Tempo ist garantiert, ebenso gute Stimmung und Texte, die zum Schmunzeln bringen (auch der Dialekt wird mal ins Spotlight gestellt). Auch genremäßig toben sich Imwido aus: hier ein bisschen Reggae, da etwas Funk, rockige E-Gitarren-Riffs, deutscher HipHop-Sprechgesang und viel Spaß am Offbeat-Groove. Die kleine Bläsersection darf bei Imwido auf keinen Fall fehlen – dank ihnen gibt es noch eine Portion mehr Drive und eine gut abgeschmeckte Klangbasis. Fazit: Imwido zu hören macht gute Laune. Versprochen.


    Eigentlich sind sie zwei Gegenpole: Maria Moling, eigentlich Teil der Gruppe Ganes, klare Stimme, harmonisch, verträumt. Auf der anderen Seite Roland Vögtli, musikalische Erfahrung vor allem aus Rockbands, eine Stimme wie von Wind und Wetter gebeutelt, Powerchords, Soli mit Overdrive. Trotz allem passt das Ganze wie die Faust aufs Auge. Kennengelernt haben sich die beiden Musiker bei einem Radiosender, die ersten Projekte entstanden, sie schrieben Songs zusammen, bis es nach drei Jahren reichte, daraus eine Platte zu machen. Me + Marie war geboren. Zehn Titel gibt es auf One Eyed Love zu hören. Die studierte Schlagzeugerin Moling liefert den Beat, ihr Kollege Vögtli übernimmt die Gitarre, gesungen wird zweistimmig. Was daraus entstanden ist, ist eine starke Mischung aus Rückbesinnung auf das Wesentliche, Tiefgang und auch einer kleinen Portion Dramatik. Fazit: Me + Marie machen Musik für coole Socken: lässig-unimpressed aber überzeugt und selbstbewusst, wo es drauf ankommt.

    «Parasyte: The Grey»: Eine perfekte Body-Snatcher-Serie


    Anfang April 2024 veröffentlichte Netflix eine sechsteilige Miniserie von Yeon Sang-ho und Ryu Yong-jae. Die Serie ist trotz ihres südkoreanischen Ursprungs sehr amerikanisch und kann von vorne bis hinten überzeugen.


    Es gibt nur wenige Horror-Science-Fiction-Serien, die wirklich überzeugen können. Die der Autoren Yeon Sang-ho und Ryu Young-jae kann sich auf jeden Fall sehen lassen. Gerade Yeon hat mit dem Spielfilm «Train to Busan» und der Netflix-Serie «Hellbound» zwei interessante Werke erschaffen. Der 45-jährige Autor hat den südkoreanischen Anime „Parasyte“ von Hitoshi Iwaak adaptiert.


    Unschwer zu erkennen, handelt es sich bei dieser Live-Action-Serie um Parasiten, die die Menschen befallen. Bereits die ersten Szenen, sie spielen auf einem Musikfestival – vermutlich im südkoreanischen Seoul – kommen diese Larven in kleinen Kügelchen auf die Erde, schlüpfen und suchen sich einen menschlichen Wirt, dessen Verstand sie fressen und dann relativ schnell den Körper übernehmen. Die Köpfe können in mehrere Tentakel geöffnet werden, die Wesen besitzen sofort das Wissen über Klingen und töten gerne Menschen. Diesen Fakt kann man durchaus bemängeln, denn diese Wesen lernen schnell. Auf der anderen Seite ist das Fiction und die Body-Snatcher-Serie kommt auf den Punkt und versucht nicht zu langweilen. Bereits in einer der ersten Minuten kommt es zum Kampf zwischen jungen Menschen auf einem Musikfestival und eben diesen außerirdischen Terroristen. Es kommen immer wieder Vergleiche zwischen den Hamas und dem Angriff auf Israel am 7. Oktober auf, aber die Idee dieses Anime gibt es schon seit über zehn Jahren.


    Szenenwechsel. Die Zuschauer lernen Jeong Su-in kennen, eine Kassiererin in einem Supermarkt, die von einem Kunden zunächst belästigt wird. Die Waage im Supermarkt funktioniert nicht, er möchte allerdings Fleisch kaufen und geht ohne Preis-Etikett zur Supermarktkasse. Vermutlich würden die Kassierer und Kasslerinnen in einem deutschen Supermarkt anders reagieren. Die junge Kassiererin pflaumt den Kunden an, der geht aus dem Laden, lauert ihr auf und verfolgt sie. Er holt sie mit seinem Auto von ihrem Auto herunter und möchte sie nun töten. Doch dann übernimmt ein Parasit den stark verletzten Körper von Jeon Su-in, dieser muss die zahlreichen Wunden versorgen und den Angreifer abwehren, gleichzeitig kann er nicht den Körper übernehmen. Das hört sich schon mal glaubwürdig an, weshalb dieser Parasit, der demnächst als Heidi bezeichnet wird, sich von anderen unterscheidet.


    Der Ermittler Chul-min wird mit dem Fall von Chu-In betraut. Bereits nach wenigen Minuten wird klar, dass die Beiden sich von früher kennen. Die Autoren lassen die Zuschauer nicht wirklich lange im Dunkeln tappen, schließlich ist «Parasyte: The Grey» eine kurzweilige, sechsteilige Serie. Hier wird nicht lange gefackelt, sondern stringent eine Geschichte erzählt. Das führt auch dazu, dass die Macher konsequent typische Cliffhanger-Szenen kreieren, sodass der Netflix-Abonnent natürlich weiterschauen möchte. Hier kopieren die Südkoreaner einst so starke Serien wie «Alias» oder «Lost», die vor 20 Jahren Maßstäbe in Sachen Erzählstruktur setzten.


    Immer wieder wird Sui-In anderen Parasiten, die einen Körper übernommen haben, in die Enge gedrängt. Zunächst kann sie diesen Parasiten klarmachen, dass sie auf deren Seite ist. Doch mit zunehmender Geschwindigkeit wird auch den Gegenspielern klar, dass hier etwas nicht stimmt. Schließlich ist das eine knackig-stimmig erzählte Miniserie, die andere Produzenten mit Sicherheit auf zwölf Folgen aufblähen könnten. Die südkoreanischen Macher haben sich allerdings auf eine kompakte Erzählweise eingelassen.


    Zu Beginn einer neuen Geschichte steht immer wieder ein anderer Akteur im Mittelpunkt. Die zweite Folge startet mit Seol Kang-woo, der ein Kleinkrimineller ist. Er wird schon in Folge eins von Heidi beeinflusst, er soll sich mit Jeong Su-In anfreunden. Seol wird zu Beginn der Episode verfolgt und diese Szene ist ein Meisterwerk in Drehtechnik. Immer wieder rennen die Schauspieler entweder zu Fuß, auf einem Roller oder mit einem Auto durch die Straßen, die Kamera wechselt die Richtungen, es wird zwischen Drohnen und Handkameras gewechselt – ohne dass dieser Effekt tatsächlich sichtbar ist. Die Verfolgungsszene wirkt wie ein perfekt organisiertes Theaterstück. Man könnte das mit Serien wie «Emergency Room» vergleichen, die ebenfalls eine gute Organisation in ihrem Set hatten.


    Ab der Hälfte der zweiten Folge ist die Polizei-Organisation „The Grey“ wichtig, in der auch Choi Jun-kyung arbeitet. Ihr Mann wurde, so wird es zu Beginn der dritten Folge erzählt, von einem Parasiten auf einem Parkplatz übernommen. Sie leitet die Organisation sehr brutal, indem sie den Körper ihres Mannes gefangen nimmt und ihn zur Kooperation zwingt. Schließlich wollen die Parasiten ebenfalls übernehmen und so gibt es einen Deal zwischen ihr und ihrem Mann respektive, was von dem übrig geblieben ist.


    Die Parasiten organisieren sich in einer Kirche und werden vom Pastor Kwon Hyuk-joo angeführt. Zum Ende der fünften Folge fällt allerdings alles in sich zusammen, es gibt Verräter und Doppelagenten. Figuren erleiden den plötzlichen Serientod und die Zuschauer wissen nicht weiter. In der finalen Szene wird jedoch der Grundstein für das Finale gelegt, das – wie einst bei Serien wie «Lost» – den guten alten „What the Fuck?“-Moment auslöst. «Parasyste: The Grey» ist Must-See-TV aus Südkorea. Viel Spaß! Kleiner Hinweis zuletzt: Schauen Sie die letzten Minuten noch einmal in der Originalsprache und nicht in einer Synchronisation!


    Auch hier mußte ich korrigieren!


    Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…fekte-body-snatcher-serie

    «Sterben» - Der lebende Beweis für gutes deutsches Kino


    Matthias Glasners bewegendes Familiendrama fesselt das Publikum mit emotionaler Intensität und brillanten schauspielerischen Leistungen.


    Vier Deutsche Filmpreise gab es für Matthias Glasners «Sterben», und damit war das dreistündige Familiendrama der große Abräumer der Verleihung am 3. April in Berlin. Die Lola in Gold gab es für den ‚Besten Film‘, Corinna Harfouch gewann als ‚Beste Hauptdarstellerin, Hans-Uwe Bauer als ‚Bester Nebendarsteller, und Lorenz Dangel für die ‚Beste Filmmusik‘. «Sterben» erreichte auch sofort die Spitze der deutschen Arthouse-Kinocharts. Dabei war es gerade der Filmtitel, der immer wieder Kopfzerbrechen verursachte. Wer würde sich schon einen Film ansehen, der «Sterben» heißt. Aber Regisseur und Drehbuchautor Matthias Glasner beharrte darauf, schließlich ließ er sich von der eigenen Familie inspirieren und setzt sich quasi mit der eigenen Vergangenheit auseinander.


    Verwicklungen einer verkorksten Familie


    Mit 70 geht es für Lissy (Corinna Harfouch) kontinuierlich bergab. Ihr Ehemann Gerd (Hans-Uwe Bauer) hat eine fortschreitende Demenz und seine Frau ist sichtlich überfordert. Ihr Sohn Tom (Lars Eidinger) lebt als Dirigent sein eigenes Leben und probt an dem Konzertstück „Sterben“, geschrieben von Bernard (Robert Gwisdek), der zugleich Toms bester Freund ist. Aber an sich zweifelt und selbstmordgefährdet ist. Seine alkoholkranke Schwester Ellen (Lilith Stangenberg) ist Zahnarzthelferin, die eine Affäre mit ihrem Chef Sebastian (Ronald Zehrfeld) beginnt. Als das Werk „Sterben“ erstmals aufgeführt wird, ist es ausgerechnet Ellen, die im Konzertsaal ein Chaos verursacht. Schließlich zeichnet sich ab, dass der Vater tatsächlich bald sterben wird.


    «Sterben» macht sprachlos


    Es sind die großen menschlichen Themen, die hier unter einen Hut gebracht werden. Dafür erscheinen drei Stunden fast schon als zu wenig und sie vergehen schneller als man denkt. So sehr wird man an die Figuren gefesselt, die einen manchmal so weit weg erscheinen, aber im nächsten Moment gleich wieder so nah dran an das eigene Dasein mit all seinen Fragen. Emotional ist «Sterben» oftmals auch fürs Publikum schmerzhaft. Besonders eine Szene sorgte bereits bei der Uraufführung von «Sterben» auf der Berlinale für angespannte Sprachlosigkeit. 25 Minuten dauert die Aussprache zwischen Mutter und Sohn, zwischen Corinna Harfouch und Lars Eidinger, in der die ganze Lieblosigkeit in dieser Familie hochkocht. Harfouch und Eidinger spielen diese Szene grandios. Es ist vor allem die Ruhe und Kälte, die die emotionale Sprengkraft zündelt. Das ist zutiefst aufwühlend und für manche womöglich kaum auszuhalten.


    Eine Prise Galgenhumor muss sein


    Nicht nur die Mutter-Sohn-Situation erzeugt Fassungslosigkeit. Wenn etwa die Schwester Ellen ihre Alkohol-Eskapaden durchlebt, setzt ebenso ein Gefühl von Bedauern bis Beschämung ein. Oft ist das so tragisch, dass es auch schon wieder komisch ist. Zumindest erlaubt Glasner Prisen von Galgenhumor. Denn manche Schilderungen erreichen eine emotionale Angespanntheit oder Absurdität, dass es zur eigenen Befreiung ein innerliches Lachen braucht. Glasner erzählt seine Geschichte in mehreren Kapiteln, um die Figuren nacheinander einzuführen, um sie anschließend kollidieren zu lassen. Das ist dramaturgisch clever gelöst, um eine Vertrautheit zu ihnen aufzubauen, womit ihre emotionalen Krisen umso heftiger miterlebt werden. Das ist deutsches Kino, wie man es sich öfters wünschen würde.


    Fazit: Ein heftiges Familiendrama, dass zur emotionalen Achterbahn wird und ein brillantes Schauspielensemble aufweisen kann (180 Min., frei ab 16).


    Hier mußte ich den Rotstift ansetzen und korrigieren!


    Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…fuer-gutes-deutsches-kino

    Am Pop-Himmel schimmert etwas: Lina Button aus der Schweiz ist auf dem Weg, die Musikszene zu verzaubern. Und das auf lässig-verspielte Weise und trotzdem mit Tiefgang. Drei Alben hat Lina Button schon veröffentlicht und auf das vierte muss man auch nicht mehr lange warten: Anfang April erscheint Who’ll Be There? und bis dahin kann man sie in der Schweiz noch auf einer Handvoll Konzerten live sehen. Zweimal war die Musikerin schon für den Swiss Music Award nominiert, der Radiosender SRF 3 ernannte sie zum „Best Talent“. Lina Button macht Gute-Laune-Pop. Aber nicht die oberflächliche Variante, die man gleich im Kopf hat. Button schleift Töne soulig an, sie kann durchdringende oder akustisch-sanftere Töne anschlagen, singt aber immer mit einem kräftigen Selbstbewusstsein, das sie durchaus zu Recht hat. Ihre Texte schreibt sie selbst und sie treffen sicher den Nerv ihrer Generation: Nachtwanderungen durch die Großstadt, Sehnsucht nach Freiheit, problematische Beziehungen. Fazit: Ob akustisch oder elektronisch – Lina Button überzeugt auf ganzer Linie mit einer tollen Stimme.



    Elda sind vier Musikerinnen aus Frankfurt, die sich mit reifem Gesang und viel Gitarre dem Indie-Dream-Pop verschrieben haben. Gegründet wurde Elda nach eigener Aussage von den Freundinnen Leila Antary und Alessa Stupka am Lagerfeuer auf einer Gartenparty. Zu den beiden an Bass und Gitarre sind inzwischen außerdem Annelie Schwarz (Drums) und Sunny Hoffman (Gitarre) als Verstärkung gestoßen. Nach ihrer Debut-EP Trees & Birds darf man sich nun auf die zweite Veröffentlichung von Elda freuen: Die Release der EP Hideout ist für den 26. April geplant. Einen Vorgeschmack gibt es bereits seit heute mit dem Musikvideo zur Single „Intro/Brain“. Eldas Musik zeichnet sich besonders durch einen melodischen, aber kräftigen Gesang aus. Ergänzt wird der außerdem durch schöne mehrstimmige Passagen und markant gezupften E-Gitarren-Unterbau. Auch die neue EP bleibt diesem verträumten Stil treu, die Melodien sind ähnlich schwebend und es kommt zusätzlich zum abwechslungsreichen Schlagzeug mehr rhythmische Percussion dazu. Die Songs der Band bauen sich auf, entwickeln sich aus ihrem Klangteppich zu schärferen Konturen, bleiben aber trotzdem in den etwas verschwommenen Sphären des Dream-Pop. Fazit: Schönes Zusammenspiel, fließende Melodien und eine gewisse Portion mysteriöse Undurchsichtigkeit – die Musikerinnen von Elda gehen ganz in ihrem Genre auf.

    Nino Haratischwili


    Eine Erzählung gegen das Vergessen


    Mit ihrem Romandebüt „Juja“ wurde Nino Haratischwili schon 2011 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Ihr zweiter Roman „Mein sanfter Zwilling“ gewann den Preis der Hotlist der unabhängigen Verlage. Und jetzt hat sie einen Jahrhundertroman vorgelegt: „Das achte Leben (Für Brilka)“ – ein Solitär in der deutschsprachigen Literatur ihrer Generation.



    Von Insa Wilke | 15.12.2014


    Eine der berühmtesten Weberinnen der Literatur ist Philomela. Ovid erzählt ihre Geschichte in seinen „Metamorphosen“. Philomela wird von ihrem Schwager nicht nur verschleppt und vergewaltigt, sondern auch noch ihrer Zunge, also ihrer Sprache beraubt. Aber sie wehrt sich: Indem sie ihre Geschichte in einen Teppich webt und ihn ihrer Schwester schickt, was neues Blutvergießen verursacht.


    Um eine solche Brief-Sendung handelt es sich in gewisser Weise auch bei Nino Haratischwilis Familien-Roman „Das achte Leben“, den die Erzählerin Niza sorgsam Faden für Faden für ihre Nichte Brilka knüpft. Ihr Roman-Teppich erzählt vom Sprachverlust und der Erniedrigung der georgischen Familie Jaschi. Der Unterschied: Nizas Erzählen soll Erlösung bringen, nicht Gerechtigkeit. Denn für die ist es zu spät. Niza schreibt: Ich verdanke diese Zeilen einem Jahrhundert, das alle betrogen und hintergangen hat, alle die, die hofften. Ich verdanke diese Zeilen einem lang andauernden Verrat, der sich wie ein Fluch über meine Familie gelegt hat.


    Es ist das „rote“ Jahrhundert, in dessen Neigungswinkel sich das Schicksal der Jaschis ereignet. Nino Haratischwili, und das ist eine der Besonderheiten ihres Romans, erzählt das 20. Jahrhundert nämlich vom Osten her, aus georgischer Perspektive.


    Die Autorin erklärt: „Nicht nur im Westen, auch im Osten ist die Geschichte der Sowjetunion in der Bevölkerung überhaupt nicht aufgearbeitet. Viele Vorgänge, die jetzt in Georgien und Russland stattfinden, habe ich nicht verstanden. Darum habe ich angefangen, mich mit der Geschichte zu befassen, ich wollte den Ursprung finden. Und so bin ich immer etwas weiter in die Zeit zurückgegangen, bis ich bei der Oktoberrevolution landete. Da fragte ich mich: Tu ich's mir an? Ich hab's mir angetan. Das Fatale an der westlichen Interpretation der Geschichte ist, anzunehmen, dass es eine Zäsur gab 1989. Das stimmt nicht, die Gegenwart ist die Fortsetzung der Geschichte seit der Oktoberrevolution.“


    Die mit ausführlicher Recherche unterfütterte, aber erfundene Chronik der Jaschis beginnt mit der schönen, klugen und eigenwilligen Stasia, die im Jahr 1900 geboren wird, als Tochter eines wohlhabenden Schokoladenfabrikanten. Mit ihr setzt die Abwärtsspirale ein, in deren Sog die Männer der Familie in eine düstere Passivität treiben und die Frauen all ihrer Träume aufgeben. Sie alle werden nicht nur Opfer des Stalinismus, sondern auch des eigenen Schweigens, ihrer Verdrängungsfähigkeiten.


    Ein Roman über alles


    Das Gerüst der Handlung bilden die historischen Ereignisse in und um Georgien und die Sowjetunion: Die Revolution und der Sturz des Zaren, der Aufstieg Stalins und der sogenannte Große Terror der 30er-Jahre, der Zweite Weltkrieg und das innenpolitische Auf und Ab der Repressionen, die Perestroika und der zunehmende Nationalismus, der in Georgien in den 90er-Jahren in einem neuen Bürgerkrieg und wirtschaftlichem Elend mündet. Haratischwili rahmt diese Ereignisse klug durch Nachrichten aus aller Welt und aus allen Ressorts und setzt Kontrapunkte zur Handlung – durch Zitate aus Gedichten von Anna Achmatowa oder Joseph Brodsky sowie Sprüche von Propagandaplakaten, die sie wie Kapitelüberschriften benutzt. „Wir danken unserem Führer für die glückliche Kindheit“ überschreibt dann das Kapitel, in dem Stasias Tochter Kitty vom Geheimdienst gefoltert wird. Solche Verfahren steigern die Spannung. Sie raffen und dehnen zugleich Zeit und Raum. Nichts weniger als einen Roman über alles hat Haratischwili geschrieben. Ein Kapitel über das Jahr 1935 beginnt so:


    Ein aufregendes Jahr hatte begonnen! Ein Jahr, in dem die Luftwaffe gegründet, „Porgy and Bess“ uraufgeführt und „Summertime“ gesungen, Jazz im Deutschen Reich verboten wurde, ein Jahr, in dem die Jukebox-Kultur begann, in dem Billie Holiday in einer Jam Session „What a little Moonlight can do“ zum Besten gab, ein Jahr, in dem der sowjetische Führer an einer neuen Verfassung schrieb, die im darauf folgenden Jahr in Kraft treten und Millionen das Leben kosten sollte.


    Ein Jahr, in dem ein gewisser Herr Mairanowski (übrigens auch in unserer sonnigen georgischen Heimat geboren) sich unter die Fittiche des Kleinen Großen Mannes begab, schließlich das Geheimlabor 21 gründete.) [...] Mairanowskis Hauptverdienst war die Erfindung des Giftstuhls, der bis heute Verwendung findet, aber das nur nebenbei.


    Solche kleinen Kommentare wie dieser letzte Halbsatz stellen Bezüge zur Gegenwart her und Geschichtsbilder infrage. Die Erzählerin Niza, Stasias Enkelin, geboren 1971 in Tbilissi und inzwischen in Berlin lebend, erzählt ja auch aus der Gegenwart, in heutiger Sprache und mit dem heutigen Wissen: „Ich wollte unbedingt das allwissende Autoren-Ich vermeiden. Ein Thema in diesem Buch ist für mich auch das Erzählen. Wie erzählt man eine Geschichte, wie bekomme ich die Gleichzeitigkeit und Ungewissheit in Worte gefasst? Da hat mir geholfen, dass Niza sagen konnte: ‚Sie trafen sich unter einer Eiche und küssten sich – keine Ahnung, ob es eine Eiche war, aber so stelle ich es mir am schönsten vor.‘ Dadurch bricht die Geschichte. Die Fakten verdrehe ich nicht, aber die Ausmalung der Geschichten wurde mir so ermöglicht und dass ich als Autorin verschwinden kann.“


    Keine seitenlangen Beschreibungen


    Haratischwili überlässt ihren Figuren das Feld. Man merkt ihr die Theaterautorin an, die nicht viel Wert auf die Kulisse legt. Wie es in Moskau oder Tbilissi in den 30er- oder 70er-Jahren ausgesehen hat, das erfährt man in diesem Roman nicht. Haratischwili erzählt, schon bei Tolstoi hätten sie die seitenlangen Beschreibungen einer Tischdecke wahnsinnig gemacht. Sie habe doch wissen wollen, wer um den Tisch herumsitzt:


    „Ich bin noch am Anfang. Ich habe aber Vorlieben. Ich mag es, wenn der Autor seinen Figuren die Möglichkeit gibt, in ihrer Sprache zu sprechen. Ich mag das Feuerwerk der Fantasie, durch das neue Welten entstehen. Und ich stehe auch zu einem gewissen Pathos. Das wird in Deutschland ja immer kritisch beäugt. Der Grat zwischen Pathos und Kitsch ist schmal, aber Pathos bedeutet auch Leidenschaft.“


    Um ihre Leser mitzureißen, scheut Haratischwili sich nicht vor einer kräftigen, zuweilen durchschaubaren Dramaturgie. Sie arbeitet mit Wiederholungen und Gegensätzen. Die Beziehung der Schwestern Stasia und Christine wiederholt sich in Niza und Daria, das unheilvolle Verhältnis von Kitty und Andro erst in Kittys Nichte und Andros Sohn, dann in der Liebesgeschichte von Niza und Andros Enkel. Familienfolgen werden als Verwandlungsprozesse erzählt, bleiben am Ende aber statisch.


    „Ich weiß, dass das nervt. Das ist der Sinn der Sache. Ich habe diese Geschichte so empfunden: Nicht nur in der Politik und der Geschichte wiederholen sich die Dinge, sondern auch im Privaten, in den Familien. Hätte ich das der literarischen Originalität wegen nicht berücksichtigen sollen? Für mich sind die Figuren außerdem alle individuell. Aber es gibt bestimmte Muster: Wer rebelliert gegen was, wer bleibt Zuhause sitzen, wer gibt auf. Diese Muster sind sehr bewusst wiederholt. Die einen scheitern, die anderen nicht. Naja, eigentlich scheitern alle.“


    Es gibt keinen doppelten Boden


    Die Stärke des Romans ist zugleich seine Schwäche: Alles liegt offen da, einen doppelten Boden gibt es nicht. „Das achte Leben“ ist eine Erzählung über die unabgeschlossenen Gestalten in uns, eine Erzählung gegen das Vergessen, aber keine Parabel, deren Erkenntniswert man sich erst noch erschließen müsste. Manchmal wird es einem sogar etwas unbehaglich. Zum Beispiel, wenn Nino Haratischwili Kitty, dem Stalin-Opfer im Exil, die Holocaust-Überlebende Fred Lieblich gegenüberstellt. Das war nötig, weil sie ein im Leiden ebenbürtiges Gegenüber für Kitty brauchte, meint die Autorin. Etwas burschikos klingt das. Haratischwili beharrt aber darauf, dass ihre Geschichten zwar erfunden sind, aber eigentlich habe die Realität sie geschrieben. Genauso drastisch, wie sie jetzt im Buch stehen.


    „Das achte Leben“ ist also kein vorsichtiger, skeptischer Roman. Er ist nicht dem Schweigen verwandt, wie es so häufig gilt für Literatur, die sich mit den Schrecken des 20. Jahrhunderts auseinandersetzt. Es ist zwar viel vom Schweigen die Rede und Niza sehnt sich danach, an die Kraft der Worte zu glauben. Tatsächlich aber liegt diesem Buch nicht nur der Glaube an die Kraft des Erzählens zugrunde, sondern auch die Lust daran. Genau das macht ihn bei allen möglichen Einwänden zu einem Solitär in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.


    Quelle: https://www.deutschlandfunk.de…en-das-vergessen-100.html

    Folgende Songs waren in der Sendung in dieser Reihenfolge zu hören:


    • Ricky Skaggs - Crying My Heart Out Over You
    • Merle Haggard - Sing Me Back Home
    • David Ball - I Never Did Know
    • Tracy Byrd - Big Love
    • Loretta Lynn - The Other Woman
    • Steve Wariner - Small Town Girl
    • Prairie Oyster - Play Me Some Honky Tonk Music
    • Rodney Crowell - I Couldn't Leave You If I Tried
    • Nanci Griffith - Listen To The Radio
    • Marty Robbins - Little Joe the Wrangler
    • The Chicks - Heartbreak Town
    • The Statler Brothers - Do You Remember These
    • Alabama - Take Me Down
    • Charlie Daniels - Long Haired Country Boy
    • Ricky Skaggs - Don't Get Above Your Raisin'
    • Merle Haggard - Workin' Man Blues
    • David Ball - When the Thought of You Catches Up With Me
    • Tracy Byrd - Don't Take Her She's All I Got
    • Loretta Lynn - You Ain't Woman Enough
    • Steve Wariner - What I Didn't Do
    • Prairie Oyster - Unbelievable Love
    • Rodney Crowell - She's Crazy For Leavin'
    • Nanci Griffith - Trouble in the Fields
    • Marty Robbins - The Hanging Tree
    • The Chicks - I Can Love You Better
    • The Statler Brothers - Hello Mary Lou
    • Alabama- The Closer You Get



























    «Clarkson’s Farm» Staffel 3 Kritik – Gelingt der Balanceakt?


    Eine Dürre, der Ukrainekrieg sowie Verwaltungsstreitereien stellen «Clarkson’s Farm» vor große Herausforderungen und erzeugen ein gleichermaßen unterhaltsames, wie auch lehrreiches TV-Erlebnis.


    Wer hätte gedacht, dass eine TV-Sendung über einen alternden Fernsehstar, der sich im Rentenalter noch einmal entschließt in die Landwirtschaft einzusteigen, zu solch einem internationalen Erfolg werden würde? Doch dem ehemaligen «Top Gear» Aushängeschild, dessen Amazon-Hit «The Grand Tour» in den letzten Zügen liegt, ist genau das gelungen. In gewisser Weise repetitiv, fühlt sich in Staffel drei mittlerweile vieles zwar routiniert an und doch sind es diese neuen Folgen, denen der bisher beste Balanceakt gelingt.


    Der große Aufhänger dieser Staffel ist die Frage, ob Jeremy Clarkson mit der unbewirtschafteten Seite seines Landes mehr Geld verdienen kann, als der jüngst zum Betriebsleiter der Farm beförderte Kaleb mit der eigentlichen Landwirtschaft. Der (un)gesunde Konkurrenzgeist der beiden Streithähne sollte hier allein schon für beste Unterhaltung sorgen, doch schafft es die Sendung den zwar immer noch vorhandenen Slapstick-Humor gut dosiert einzustreuen, während die ernstere Seite mit all den auftretenden Problemen bei der Landwirtschaft einen dominanten Faktor einnimmt. Selbst die Beziehung von Landwirten zu ihren Tieren, Schweinen oder Rindern, alle mit eigenen Namen und dem letztlich unausweichlichen Weg zum Schlachter wird nicht außenvor gelassen.


    Einer der interessantesten Aspekte dieser Staffel ist allerdings das Thema regenerative Landwirtschaft, die Biodiversität und eine natürliche Regeneration des bewirtschafteten Bodens in den Mittelpunkt stellt und damit eine Alternative zu den auf Dauer schädlichen Monokulturen aufzeigt. Der Aspekt wird dabei nicht nur kurz angeschnitten, sondern dem Zuschauer auch sinnvoll und anschaulich vermittelt, womit beim Schauen auf ganz natürliche Weise Interesse geweckt wird und ein Lernfaktor eintritt. Weiterhin werden alle Widrigkeiten der Landwirtschaft, wie beispielsweise Verwaltungsstreitereien, Dürren und selbst geopolitische Einflüsse wie der Ukrainekrieg aufschlussreich eingebracht.


    Unterhaltungstechnisch profitiert die Serie ungemein von den beiden Stützen Clarksons, Charlie Ireland und Kaleb Cooper, die unterschiedlicher nicht sein könnten und dem übermütigen, aufbrausenden Clarkson auf ihre ganz eigene Weise gelungen Paroli bieten. Mit Staffel drei werden die Scheuklappen endgültig abgelegt und die perfekt aufeinander abgestimmten Persönlichkeiten, der landwirtschaftliche Berater Charlie Ireland als sachliche Stimme der Vernunft und der schlagfertige, von jugendlichem Übermut getriebene Betriebsleiter Kaleb Cooper, stehen immer mehr im Rampenlicht.


    Ob nun britische Landwirtschaft oder die anderer europäischer Länder, die gezeigten Problematiken überschneiden sich im Normalfall weitestgehend und schaffen es dem Zuschauer einen aufschlussreichen Blick auf das Thema Landwirtschaft zu gewähren. Die dritte Staffel von «Clarkson’s Farm» glänzt dabei mit dem bisher besten Verhältnis zwischen Unterhaltungs- und Lernfaktor und beweist auch in Bezug auf Clarkson, dass das Huhn, was stetig goldene Eier legt, niemals geschlachtet werden sollte.


    Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…ik-gelingt-der-balanceakt

    Wenn kalte Eltern kalte Kinder hinterlassen: Eine moderne Familientragödie in Glasners «Sterben»


    In «Sterben» von Matthias Glasner erlebt man eine dysfunktionale Familie, die mit der Kälte ihrer Eltern und eigenen Problemen ringt, während sie sich in Berlin und Hamburg ihren persönlichen Herausforderungen stellt und letztlich ohne klassische Auflösung auseinanderfällt.


    «Sterben» von Matthias Glasner ist eine Art moderne Version des Familiendramas aus dem 19. Jahrhundert, erzählt in fünf Akten und drei Stunden: Wir sehen die betagten Eltern der Familie Lunies, die zwar noch allein und selbstbestimmt leben, bei denen aber klar ist, dass es nicht mehr lange gut gehen wird. Vater Gerd ist schwer dement und läuft gerne nackt im Freien herum, Mutter Lissy hat ihre Verdauungsorgane nicht mehr richtig im Griff und wacht morgens gerne in ihren eigenen Exkrementen auf. Als der Vater im Sterben liegt, soll die Familie zur Beerdigung zusammenkommen, doch das ist gar nicht so einfach. Zu entfremdet ist man, zu kühl ist das Verhältnis zueinander, zu wenig Familie im klassischen Sinne ist übriggeblieben. So gehört der zweite Teil Tom (Lars Eidinger), der als Dirigent in Berlin lebt und hier für eine Stiftung das Stück «Sterben» seines depressiven, leidenden Künstlerfreundes Bernard inszenieren soll. Im dritten Teil lernen wir Ellen (Lilith Stangenberg) kennen. Die Tochter, die sich völlig von der Familie entfremdet hat und als partywütige, alkoholkranke Zahnarzthelferin in Hamburg lebt.


    In dieser Konstellation geht es um die Frage, inwieweit kalte Eltern kalte Kinder in die Welt setzen. Denn eines verbindet sie alle: ihre völlige Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben anderer. Wo funktionierende Menschen Mitgefühl und Empathie hätten, haben die Lunies allenfalls alltägliche Grausamkeiten füreinander übrig. Fast beiläufig und grausam offenbart Mutter Lissy ihrem Sohn, dass er ein ungewollter Unfall war, den sie selbst als Baby auf den Boden fallen ließ (oder gar warf?). Um dies zu kompensieren, projiziert sie all ihre Liebe auf ihre Tochter - was diese wiederum erdrückt und in eine Spirale des Eskapismus treibt.


    So entfaltet Glasner ein autobiografisch gefärbtes Familienbild, das neben den genannten Topoi auch den Generationenkonflikt und die Dorf-Stadt-Dichotomie thematisiert: So fliehen die beiden Kinder ausgerechnet in die beiden Großstädte Berlin und Hamburg, um dort ungestört traurig sein und sich ganz ihren Hipster-Problemen - vom Elektroauto mit zu geringer Reichweite bis zur Leihmutterschaft - hingeben zu können. Sorgen, die der Dorfbewohner nicht hat...


    Es ist nicht die feine Klinge, die Glasner hier inszeniert. Sein Film tendiert eher zur Groteske als zu einem subtilen Psychogramm der Protagonisten, die Figuren sind allesamt leicht überzeichnet und würden auf der Theaterbühne mit ihrem großen Pathos etwas besser funktionieren als im Film - auch wenn ironischerweise gerade Eidinger hier noch am zurückhaltendsten spielt. Vor allem aber gönnt Glasner dem Zuschauer keine Klimax, keine große Zusammenführung der Handlungsstränge, keine Katharsis im eigentlichen Sinne. Alles fasert aus, manche Figuren treffen gar nicht aufeinander - was es wiederum sehr realistisch macht, denn nicht jeder bekommt die Chance, sich von seinen Eltern zu verabschieden, nicht jedes Leben endet mit einem großen Knall. Manche fasern einfach aus.


    Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…oedie-in-glasners-sterben

    Was ist eine Disziplin des Seesports? Wurfleinenwerfen, auf Deck tanzen, Lieder singen oder etwas vorlesen?

    Wurfleinenwerfen


    Wo findet man üblicherweise Zargen? Bei Operationsbesteck, Tür, Buch oder Fahrrad?

    Tür


    Was ist "Myzetismus"? Mittelalterliches Pilzgericht, Pilzvergiftung, Geheimnisvolle Rotfärbung oder Pflanzengift?

    Pilzvergiftung


    Welches ist der längste Muskel des Menschen? Steigbügelmuskel, Gesäßmuskel, Schneidermuskel oder Kaumuskel?

    Schneidermuskel


    Wer oder was ist Mando Diao? Schwedische Popband, Präsident von Peru, alkoholfreier Cocktail oder esoterische Heilkunst?

    Schwedische Popband


    Wer oder was sind Lolek und Bolek? Rumänische Berggipfel, polnische Zeichentrickfiguren, ungarische Klavierspieler oder tschechische Komponisten?

    Polnische Zeichentrickfiguren


    Augusta im US-Bundesstaat Georgia gilt als das ...? Kairo des Motorradrennens, Jerusalem des Tennis, Mekka des Golfsports oder Damaskus des Fußballs?

    Mekka des Golfsports


    Woraus bestand das "Danaergeschenk"? Halbes Königreich, Elektrische Eisenbahn, Holzpferd oder Zauberschwert?

    Holzpferd

    «Unsichtbarer Angreifer»


    Die KI hält Einzug in einen deutschen Haushalt: Doch schon bald bereut die Familie im neuen ZDF-Montagsfilm diesen Schritt.


    In einer Zeit, in der das technologische Fortschreiten unaufhaltsam erscheint und in beinahe jeden Aspekt unseres täglichen Lebens eindringt, zeigt der Film «Unsichtbarer Angreifer», den das ZDF am Montagabend programmiert hat, auf drastische Weise die dunklen Seiten dieser Entwicklung. Der Film verfolgt dabei die Turguts, eine scheinbar moderne und technikaffine Familie, die zum Spielball einer bedrohlichen Macht wird, welche sich hinter den digitalen Fassaden verborgen hält.


    Der Film entwirft dabei ein äußerst düsteres Bild von einer Welt, in der der technologische Fortschritt eben nicht nur segensreich, sondern auch bedrohlich sein kann. Die Familie Turgut, repräsentiert durch die smarte Psychotherapeutin Emma (Emily Cox) und ihren Ehemann Amir (Denis Moschitto), der im Marketing für ein Technologieunternehmen arbeitet, wird in ein Netz aus digitalen Intrigen und Manipulationen verstrickt.


    Denn die smarte Technologie, die inzwischen ihr Zuhause kontrolliert und der Familie damit ihren Alltag erleichtern soll, wird plötzlich zum unsichtbaren Angreifer, der ihr Leben bedroht und ihre Existenz zu zerstören droht. Die Vorfälle häufen sich, die Grenzen zwischen Realität und Illusion verschwimmen, und Emma wird zunehmend paranoid, während sie versucht, die Wahrheit hinter den mysteriösen Ereignissen aufzudecken.


    Das Drehbuch des Films betont dabei die düsteren Seiten dieser schon heute abzusehenden technologischen Entwicklung mindestens mit besonderem Nachdruck und ist in diesem Zuge eher von einer gewissen Überdramatisierung und Übertreibung geprägt. Das hat letztlich auch zur Folge, dass die Charaktere vor dem Hintergrund der diffusen technologischen Bedrohung, die frontal ihre psychische Gesundheit anzugreifen scheint, bisweilen flach und stereotyp bleiben. Emma, die Hauptfigur des Films, verliert sich dabei in Schuldgefühlen ob des Suizids einer jungen Patientin, der nur oberflächlich mit dem eigentlichen Thema von «Unsichtbarer Angreifer», nämlich der Bedrohung durch die moderne Technologie verwoben wird.


    Dieser Technikpessimismus nimmt dabei oft geradezu problematische Züge an, denn der Film ist von Anfang bis Ende von ihm durchzogen und lässt schon bald jeglichen Ansatz von Hoffnung oder Optimismus vermissen. Statt auch die Chancen und Möglichkeiten der modernen Technologie zu betonen, etwa im Hinblick auf bahnbrechende medizinische Errungenschaften oder eine immense Steigerung der menschlichen Produktivität, vermengt mit einem deutlichen Zugewinn an allgemeiner Lebensqualität, wird diese hier schnell lediglich als Bedrohung und Feindbild dargestellt, das es in letzter Konsequenz zu bekämpfen gilt, auch wenn dieser Kampf natürlich von Anfang an ob ihrer Übermacht vollends aussichtslos scheint. Eine differenzierte Betrachtung und Abwägung der Vor- und Nachteile der digitalen Welt bleibt damit leider aus.


    Gleichzeitig mangelt es dem Film jedoch an einer klaren Botschaft oder Aussage: Man kann den technischen Fortschritt nicht bekämpfen oder aufhalten – das geben die Macher wohl unumwunden zu. Nur wozu dann dieses Schreckensszenario, das hier entworfen wird? Statt den Zuschauer zum Nachdenken anzuregen oder ihm eine neue Perspektive zu eröffnen, verliert sich «Unsichtbarer Angreifer» in einem zunehmend undurchsichtigen Netz aus Verschwörungen und Geheimnissen, das letztendlich mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Damit ist dieser Film leider ein enttäuschender Beitrag zum Diskurs über Technologie und Gesellschaft – denn statt eine differenzierte und ausgewogene Sichtweise zu präsentieren, verfällt der Film in Technikpessimismus und Überdramatisierung, was ihm letztendlich fast all seine Glaubwürdigkeit und Relevanz nimmt.


    Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…er-unsichtbarer-angreifer