Filmnews vom 15. Dezember 2023 - Teil 1

  • «Ballerina»: Eine Leibwächterin auf Rache


    Nach dem Selbstmord ihrer besten Freundin sucht die professionelle Leibwächterin Okju den Mann, der Minhee in den Suizid getrieben hat. Sie findet ihn. Damit aber fangen die Probleme erst an.


    «Ballerina» ist eine Art John-Wicks-kleine-südkoreanische-Schwester-Actioner, die titelgebende Ballerina ist allerdings nicht Okje, die sich durch diesen Film prügelt und schießt. Minhee ist vielmehr die Tänzerin. Die lebenslustige Träumerin arbeitet neben ihrer künstlerischen Tätigkeit in einer Konditorei, in der sie eines Tages Okju trifft. Eigentlich trifft sie Okju wieder, auch wenn diese Minhee nicht auf Anhieb erkennt. Okju ist eine Eigenbrötlerin ohne Freunde. Sie lebt in einer kleinen Wohnung allein und meidet ihre Mitmenschen, so gut es geht. Dass sie an diesem Tag die Konditorei betritt, ist eher ihrer selbst gewählten Einsamkeit geschuldet. Sie hat Geburtstag – und möchte einen Kuchen für sich allein. Minhee erkennt in Okju eine ehemalige Mitschülerin und da sie eigentlich schon Feierabend hat, „zwingt“ sie Okju, ihren Geburtstag mit ihr zu feiern. Den Kuchen hat sie schließlich schon gekauft. So geschieht etwas Unerwartetes. Okju öffnet sich der lebenslustigen Träumerin und lässt sie in ihr Leben eintreten.


    Die Geschichte von Okju und Minhee wird in Rückblenden erzählt, denn zu Beginn des Filmes stirbt Minhee. Sie begeht Selbstmord. Ihr Abschiedsbrief ist kryptisch. Er lässt erkennen, dass sie in den Tod getrieben wurde. Und sie bittet Okju, ihren Tod zu rächen. Dafür hinterlässt sie ihr eine Adresse, die Okju direkt zum Instergram-Account eines „Kuchenbäckers“ führt. So kommt sie dem gutaussehenden Playboy Choi Pro auf die Spur, der seinen Wohlstand offenbar einem Bordell verdankt, in dem er junge Frauen nicht nur zur Prostitution zwingt, sondern auch noch seine ganz eigenen sadistischen Triebe auslebt. Okju stellt Choi Pro. Sie ahnt zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht, dass der sadistische Playboy einer der wichtigsten Drogenhändler eines Unterweltbosses der Stadt ist, der es gar nicht amüsant findet, dass seine Geschäfte gestört werden.


    «Ballerina» mag als feministische Rachefantasie durchgehen, der Film hat jedoch Schwächen, über die sich nicht wirklich hinwegsehen lassen. Die Geschichte von Okje und Minhee ist zwar mit viel Liebe und Herzlichkeit geschrieben und inszeniert, sodass sich Okjes Wut und Schmerz über ihren Verlust förmlich mit Händen greifen lässt. Okje aber bleibt über die gesamte Spielzeit hinweg ein schwieriger Charakter. Es mag auf den ersten Blick reizvoll erscheinen, dass nie wirklich erklärt wird, weshalb sich Okje in einen Kokon zurückgezogen hat. Wir wissen, es ist etwas geschehen, daher hat sie ihren Job gekündigt. Mehr braucht es eigentlich nicht. Das Problem: Okje neigt zu fast schon sich selbst bestrafenden Aktionen. So wird sie in den Film als zufällige Zeugin eines Raubüberfalls eingeführt, in dessen Verlauf sie die Gangster durch ihr Verhalten provoziert, sie anzugreifen: Fast wirkt sie in diesem Prolog wie ein Mensch, der darum bittet, Schmerzen spüren zu können. Würde dieser Überfall nach Minhees Tod stattfinden, wäre ihr Verhalten erklärbar. Okje nimmt den Tod ihrer Freundin vergleichsweise stumm und gefasst auf. Fast so, als wäre sie unfähig, echten Schmerz zu verspüren. Geriete sie in eine solche Situation wie den Überfall nach Minhees Tod, würde ihr Verhalten sich aus ihrer Unfähigkeit heraus, emotionalen Schmerz zu spüren, selbst erklären. Der Überfall ist jedoch der Prolog des Filmes, der Okje als schlagkräftige Einzelkämpferin in die Geschichte einführt. Auch neigt Okje ihrerseits zu sadistischen Methoden, ihre Opfer zu bestrafen. Sie ist dann eben doch kein weiblicher John Wick, stattdessen neigt sie selbst zu Gewaltausbrüchen, die über das „Notwendige“ hinausgehen. Okje wird nie wirklich fassbar.


    Aber auch dramaturgisch stolpert der Film immer wieder. Wie genau Okje dem Sadisten Choi Pro auf die Spur kommt, bleibt das Geheimnis des Drehbuches. Sie hat die Spur mit dem Instagram-Account, es kommt zur Kontaktaufnahme, wie sie dann aber jenen Ort findet, an dem sie Choi Pro begegnet, da bleibt die Story im Unscharfen.


    Ein erster Schlagabtausch der beiden endet für Choi Pro nicht nur schmerzhaft, wir als Zuschauer erfahren nach diesem Zusammentreffen, dass Choi Pro selbst nur Untergebener eines viel mächtigeren Bosses ist, den die Tatsache, dass Choi Pro durch seine „Passion“ für junge Frauen sein Drogengeschäft gefährdet, gar nicht amüsiert. Besagter Boss macht Choi Pro klar, dass er das Problem mit der unbekannten Frau lösen soll. Gelingt ihm das nicht, dann wird die Unbekannte sein geringstes Problem darstellen. Um sich nun Okje zu widmen, heuert Choi Pro seinen Apotheker (Drogenmixer) als Gehilfen an. Warum? Damit ihm ein amüsanter Sidekick zur Seite gestellt wird. Doch, genau das ist der Grund: Was die düstere Grundstimmung der Rachegeschichte vollkommen konterkariert. Einen tatsächlich dramaturgisch nachvollziehbaren Grund, um eine weitere Person im Spiel des Lebens zu positionieren, gibt die Story nicht her. Der Apotheker auf jeden Fall nervt und ist ein Hemmschuh für die Actiondramaturgie.


    Und dann ist da der Showdown. Der hat visuell John Woo-Qualitäten und erinnert an die Zeiten des Heroic Bloodshets, jenem aus Hongkong stammenden Subgenres des Actionfilmes, das ab der zweiten Hälfte der 1980er Jahre seinen Triumphzug vor allem durch die Videotheken dieses Planeten antrat und die Spielregeln des Actionfilmes neu definierte. Brutal, stylish, aber auch immer im Melodram verhaftet. Gerade der Großmeister des Subgenres, John Woo, legte die Gewaltszenen seiner Filme, zu nennen seien insbesondere «The Killer» und «A Better Tomorrow», weniger als klassische Shotouts an – stattdessen orientierte er sich an der Virtuosität des Balletts. Es ist nicht falsch, die von Woo erschaffenen Actionszenen als ein Gewaltballett zu bezeichnen.


    Und dann versaut Regisseur Lee Chung-hyun seine Hommage an den Heroic Blodshed ausgerechnet im Showdown eines Filmes, der den Titel «Ballerina» trägt. Oh, visuell ist das, was Lee Chung-hyun da am Ende dieses Filmes bietet, ganz großes Actionballett. Ein Spielfilm besteht jedoch aus unterschiedlichen Komponenten. Bild, Montage, Ton, Musik. Und im letzten Punkt vergeigt es der südkoreanische Regisseur nahezu episch. Für die musikalische Gestaltung des Filmes ist ein gewisser Lee Seong-hwa verantwortlich, der hier sein Debüt als Filmmusiker gibt. In Südkorea ist besagter Lee Seong-hwa unter dem Namen Gray als Rapper ein bekannter Sangeskünstler. Das hat erst einmal nichts zu sagen. Trent Reznor ist Sänger der Nine Inch Nails, kommt aus dem Industrial/Alternative Rock und aufgrund seiner Bandgeschichte nicht unbedingt jemand, dem man in der Filmmusik vermuten würde. Dennoch hat er für seine Musik zum Pixar-Animationsmeisterstück «Soul» einen Oscar erhalten. Lee Seong-hwa schlägt sich denn auch zunächst tapfer. Zwar legt er hier und da mal etwas k-popartige, etwas rockigere Songs über die Szenerie, dies sind jedoch ausnahmslos Szenen, die die Figuren in den Mittelpunkt stellen und in gewisser Weise deren Seelenleben beschreiben. Die Musik als solche muss man nicht lieben, im Film funktionieren sie jedoch ebenso wie die von Lee Seong-hwa komponierte Musik für die Actionszenen, in denen er sich für einen Sound entscheidet, der sich an den elektronisch getragenen Klangwelten der 80er anpasst, was den Szenen nicht selten erst den letzten Schliff verleiht.


    Doch dann kommt der besagte Showdown und – es wird irgendein koreanisches Hiphop-Soul-Poptralala-Stück über die Szenerie gelegt, die die gesamte brachiale, und doch ballettartig choreografierte Heroic Blodshet-Sequenz die cineastische Keramik hinunterspült. Wenn es je eine Actionsequenz gegeben hat, welche zeigt, wie Musik nicht, niemals, so überhaupt nicht zum Einsatz gelangen darf: Dann bietet «Ballerina» genau dieses Anschauungs- und Tonmaterial. Dieser so großartig choreografierte Moment wird durch seine musikalische Untermalung schlichtweg vaporisiert.


    Die letzten Minuten stellen schließlich nur noch eine Pflicht dar. Der Film ist 93 Minuten lang, nach 85 Minuten schaltet man den Fernseher nicht aus und lässt den Rest irgendwie über sich ergehen. Mehr als ein Ergehen lassen ist jedoch nicht mehr drin.


    Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…-leibwaechterin-auf-rache

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