«Masters of the Air» Kritik - Es ist nicht alles Gold, was glänzt
23 Jahre nach «Band of Brothers» und 14 Jahre nach «The Pacific» dürfen die Executive Producer Tom Hanks und Steven Spielberg das langerwartete „Luftpendant“ «Masters of the Air» auf Sendung bringen.
«Band of Brothers» gehört bis heute zum Besten was das Kriegsgenre sowohl filmisch als auch seriell je hervorgebracht hat. «The Pacific» konnte zwar nie ganz diese Qualitätsstufe erreichen, doch auf sich alleine gestellt ist auch die „Nachfolgeserie“ hervorragend. Es mag zunächst verwundern, dass «Masters of the Air» nun nicht, wie die beiden Vorgänger beim Heimatsender HBO produziert wurde, sondern für den Streamer AppleTV+ auf Sendung geht. Doch beim einem kolportierten Produktionsbudget im Bereich von 200-300 Mio. USD war die Apfelfirma wohl der einzige Partner, der nicht ansatzweise auf die Spardose schauen musste.
Wenig überraschend wirkt «Masters of the Air» daher auch von Anfang an extrem hochwertig. Von Luftaufnahmen über Bombardements aus Sicht der Piloten, bis zu den aufgebauten Lagern der Eighth Air Force, lässt die visuelle Komponente der Serie, bis auf einige CGI-Ausrutscher keinerlei Wünsche offen. Doch so wichtig der visuelle WOW-Effekt im Jahr 2024 auf sein mag, kann dieser allein noch nichts Exzeptionelles schaffen. Charaktergetriebene Geschichten sind das, was HBO von jeher groß gemacht hat und auch bei «Band of Brothers» der Ausschlag für den bis heute anhaltenden Erfolg der Produktion ist. Doch genau hier mangelt es bei «Masters of the Air» an allen Ecken und Enden. Mit Austin Butler, Barry Keoghan oder Callum Turner wartet die Produktion mit einem Ensemble aus hochtalentierten Schauspielern auf, doch gelingt es zu keiner Zeit diese dem Zuschauer näher zu bringen, sich in diese hineinzuversetzen oder irgendeine Art von Beziehung zu den Figuren aufzubauen. Ob eine oder mehrere dieser Figuren möglicherweise im Luftkampf abgeschossen wird, scheint geradezu irrelevant und könnte vom Zuschauer recht emotionslos hingenommen werden. Die Figuren sind zu sauber, innerlich wie äußerlich. Butler wirkt etwa mehr wie ein Boyband Mitglied als ein erfahrener Soldat. Perfekte Frisuren und ein paar lockere Sprüche reichen schlicht nicht, um den Figuren der Serie Relevanz und Tiefe zu verschaffen.
Was bleibt, sind hervorragend inszenierte Luftkämpfe, mit äußerst hohem Realismusgrad. Gerade für geschichtsinteressierte Menschen, die diesen Luftkrieg einmal so realistisch wie möglich betrachten möchten, bietet «Masters of the Air» einen echten Mehrwert, auch wenn sich die Flugszenen von Folge zu Folge immer mehr abnutzen und wiederholen. Die gesamte Erzählung leistet sich dabei keine historischen Freiheiten, sondern geht sehr geschichtsorientiert vor. Was fehlt ist allerdings die Konsequenz, nämlich die unglaubliche teils blindwütige Zerstörung, das Leid und die tausenden Toten, die die Bombardements während des zweiten Weltkriegs verursachten. Ein paar kleinere Explosionen aus der Luft reichen hierfür nicht. Doch würde dies die maximal patriotische Ausrichtung der Serie schmälern.
«Masters of the Air» ist eine Hochglanzproduktion, die, im Gegensatz zu «Band of Brothers» und mit Abstrichen auch «The Pacific», nicht in Erinnerung bleiben wird. Trotz hervorragender Inszenierung und geschichtlicher Genauigkeit, ist sie in mehrfacher Hinsicht zu sauber und zeigt den Krieg nur aus der Sicht von glänzend-patriotischen Soldatenfiguren, die es verhindern, immersiv in die Geschichte einzutauchen und ein äußerst emotionsloses Fernseherlebnis auf den Bildschirm bringen.
Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…ht-alles-gold-was-glaenzt