Filmnews vom 13.08.2021

  • Teil 1 - «Der Fall Collini»: Die Justiz kann der Gerechtigkeit größter Feind sein


    Nach einem Schirach-Bestseller: «Der Fall Collini» zeigt Elyas M'Barek als Anwalt, der auf juristische Fallstricke stößt.


    Superstar Elyas M'Barek kann mehr als nur Komödie, selbst wenn ihn Teile des Publikums auf seinen Humor begrenzen. Mit dem Justizdrama «Der Fall Collini» bekommt der Münchener eine weitere Gelegenheit, seine mediale Wahrnehmung in eine andere Richtung zu lenken: Der «Fack Ju Göhte»-Hauptdarsteller mimt in dieser Verfilmung eines erfolgreichen Roman des Juristen und Schrifstellers Ferdinand von Schirach einen idealistischen Anwalt, der einen vermeintlich einfach gestrickten Fall annimmt und nach und nach riesige moralische Verflechtungen aufdröselt. M'Barek gefällt in seiner bislang größten rein ernsthaften Kinorolle, der wahre Star des Films ist jedoch das zentrale Thema: Ferdinand von Schirach verarbeitete in seinem Roman in einem fiktionalen Szenario mit erdachten Figuren eine wahre, schockierende Justizanekdote, die schwere Rückschlüsse auf die Bundesrepublik zulässt …


    Die Geschichte beginnt damit, dass der 70-jährige Italiener Fabrizio Collini (Franco Nero) 2001 in ein Berliner Hotel schreitet und den angesehenen Großindustriellen Hans Meyer (Manfred Zapatka) attackiert. Kurz danach schreitet er seelenruhig, aber auch erschöpft, durch das Foyer des Hotels, wo eine Angestellte bemerkt, dass sich fremdes Blut an Collini befindet. Meyer ist tot. An Collinis Schuld bestehen keinerlei Zweifel. Als Pflichtverteidiger bekommt er den noch recht jungen und unerfahrenen, aber ehrgeizigen Anwalt Caspar Leinen (Elyas M'Barek) zugeteilt, der sich an dem seit der Tat schweigenden Italiener jedoch die Zähne ausbeißt. Leinen will seinem Mandanten unbedingt den bestmöglichen Beistand ermöglichen – jedenfalls bis er überhaupt erfährt, wen Collini ermordet hat.


    Der als Wohltäter gefeierte Meyer war nämlich der Großvater von Leinens Jugendliebe Johanna (Alexandra Maria Lara) und zudem sowas wie ein Ersatzvater für ihn. Kurz zieht Leinen in Erwägung, den Fall wegen Befangenheit abzugeben, letztlich wagt er aber das Messen mit der bissigen Anwaltslegende Richard Mattinger (Heiner Lauterbach). Leinen hat im Gespür, dass Collini nicht motivlos gehandelt hat, nur ist er seinem Anwalt partout keine Hilfe. Also sucht Leinen mit auf eigene Faust nach Hinweisen – und deckt so skandalöse Gegebenheiten aus längst vergangenen Tagen auf …


    Selbst wenn nicht jedes Werk Ferdinand von Schirachs erzählerisch ins Schwarze trifft, so hat der Dramatiker ein sehr gutes Gespür dafür, mit seinen Geschichten Salz in sozialpolitische und gesellschaftsmoralische Wunden zu streuen. Die ZDF-Serienadaptionen von «Verbrechen» und «Schuld» führten das mit ihren diversen Dilemmata bestens vor, und auch «Der Fall Collini» trifft einen offenliegenden Nerv. Da der reale Kern dieser fiktionalen Geschichte als überraschende Wende erst im finalen Drittel des Films enthüllt wird, wollen wir an dieser Stelle nicht zu konkret darauf eingehen. So viel sei schon gesagt: «Der Fall Collini» spinnt aus einer beschämenden justizhistorischen Anekdote eine fesselnde Geschichte über moralische Verlogenheit und bundesdeutsche Nachlässigkeit im Umgang mit ethischen Fehlschritten.


    Das letzte Drittel von «Der Fall Collini» ist daher auch das stärkste dieses Justizthrillers: Wenn die (realen) Verwerfungen über den (fiktiven) Fall Collinis nach und nach aufgelöst, kommentiert und fassungslos eingeordnet werden, sorgen die geschliffenen Dialoge und die dramatische Fallhöhe sowie die moralische Komplexität der von Regisseur Marco Kreuzpaintner souverän inszenierten Gerichtsverhandlung für große Spannung. Da lässt es sich auch leicht verkraften, dass Heiner Lauterbach die Rolle des verbissenen Anwalts arg routiniert-gehässig runterleiert. Das wiegen der wortkarge, doch mit ausagekräftigen Blicken auftrumpfende Franco Nero und M'Bareks Spiel als ebenso empathischer wie zielstrebiger Verteidiger problemlos wieder auf.


    Die ersten zwei Drittel von «Der Fall Collini» reichen nicht ganz an den Abschluss heran. So sind die Dialoge außerhalb des Gerichtssaals stellenweise verkrampft und die Entwicklungen der Nebenfiguren sprunghaft. Hier merkt man, wie sehr die Buchvorlage verkürzt werden musste. Besonders hart trifft es Alexandra Maria Laras Figur der Johanna: Lara macht zwar mit ihrer großen, eindringlichen Mimik noch das Beste aus dem, was das Skript ihr ermöglicht, dennoch verkommt ihre Rolle zur wechsellaunigen Stichwortgeberin.


    Auch die Rückblenden, die sowohl Caspar Leinens gefundene Indizien sowie seine Kindheitsgeschichte im Abriss zeigen, neigen zu einer Künstlichkeit. Sowohl Regieführung als auch Spiel und Skript vermitteln die Grundidee dieser Szenen in sehr verdichteter, etwas klischeebeladener Form, ähnlich wie eine kleine Handvoll an verzichtbaren Anspielungen auf Leinens (von der Buchvorlage abweichender) Herkunft. Andererseits beherrscht Kreuzpaintner die kleinen tonalen Schlenker: Wie Leinen etwa Bekanntschaft mit einer Pizzabotin macht und mit ihr über Familiendinge und seinen Fall spricht, zeigt der Regisseur als angenehm menschelnd und leicht humorig, ohne die Dramatik dieses Stoffes auszubremsen.


    Fazit: Trotz manch konstruierter Momente und Dialoge sorgen das spannende letzte Drittel und M'Bareks Leinwandpräsenz für solide Justiz-Kinounterhaltung.


    Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…keit-groesster-feind-sein


    Teil 2 - «Mr Inbetween» Kritik – Auftragskiller Geheimtipp endlich auch in Deutschland


    Das Warten auf den Start der schwarzkomödiantischen Auftragskillerserie «Mr Inbetween» hat für die deutschen Zuschauer ein Ende.


    Seit den «Sopranos» hat es kaum eine Serie geschafft, den Zwiespalt des Zuschauers zwischen einer gewissen Affinität und großer Abscheu für den Protagonisten im Einklang zu halten. Das australische Auftragsmörderdrama mit Scott Ryan als wortkarger Killer und Vater in der Hauptrolle, schlägt allerdings genau in diese Kerbe. 2018 beim australischen Sender FX gestartet und anschließend in die USA importiert, hat die Serie, die mit ihrer dritten Staffel im Juni 2021 zu Ende ging, unter vielen Serienfans bereits Kultstatus erreicht. Mit rund vier Jahren Verspätung, hat sich mit dem deutschen Pay-TV Channel Fox nun auch hierzulande ein Sender der Serie angenommen.


    Ray Shoesmith kümmert sich liebevoll um seine junge Tochter, sowie den todkranken Bruder und auch die Beziehung mit der Freundin läuft gut. Doch, sobald das Telefon klingelt und sein Boss Freddy (Damon Herriman) mal wieder einen Widersacher oder sonstige unliebsame Person beseitigt braucht, schaltet Ray vom liebevollen Vater in einen brutalen Killer um. Ohne groß nachzufragen, wird der Auftrag ausgeführt. Das Spiel, zwischen pointierter Situationskomik und düsterer Gewaltdarstellung, gelingt hervorragend. Scott Ryan, der nicht nur als Protagonist der Serie fungiert, sondern auch alle Folgen selbst schreibt, schafft es durchgängig diese Balance zu halten und dem Zuschauer die innere Zerrissenheit Shoesmiths zwischen fürsorglichem Familienvater und eiskaltem Auftragskiller vor Augen zu führen, der zwar keinerlei Freude daran hat, Menschen zu töten oder zu foltern, aber nach getaner Arbeit auch nicht gerade von Gewissensbissen geplagt wird.


    Ryan, der vor «Mr Inbetween» lediglich im Film «The Magician» (2005), auf dem die Serie basiert, in gleicher Rolle auftrat und damit nie einen anderen Charakter als Ray Shoesmith verkörperte, hat sich die Rolle auf den Leib geschrieben. Mimik, Gestik und Dialog sind stets glaubwürdig und gerade der diabolische Gesichtsausdruck samt verschmitztem Lächeln, dürften schnell zu dessen Markenzeichen geworden sein. Die rund 25-minütigen Folgen der Serie schaffen es inhaltlich das Volumen einer aus Serien gewohnten Lauflänge von 40-50 Minuten abzudecken, wodurch ein stets hohes pacing erreicht wird, das nie Langeweile aufkommen lässt. Glücklicherweise ist es zudem nicht nur Scott Ryan, der begeistern kann, sondern auch der restliche Cast in der Nebendarstellerriege ist hervorragend gecastet. Die Tochter Brittany (Chika Yasumura) überzeugt als Kinderdarstellerin ebenso wie der neuromuskulär erkrankte Bruder Bruce (Nicholas Cassim) und Damon Herriman als Ray’s Boss Freddy, der hierzulande insbesondere «Justified» Fans als seltendämlicher Dewey Crowe in Erinnerung geblieben sein dürfte, ist stets für einen Lacher gut. Letztlich, ist es auch genau dieser Punkt des Lustigen, der die Serie von vielen Genrevertretern abhebt. Die Nuance zwischen Düsterheit und Humor stimmt und gleitet nie ins Lächerliche oder Übertriebene ab. Die Gewaltdarstellung ist genauso realistisch, wie der Humor passend ist.


    «Mr Inbetween» hatte sicherlich nie das Budget einer HBO-Serie und musste aus den geringen Mitteln stets das Beste herausholen, was gerade anfänglich zu wenigen Änderungen des Settings und einem recht kleinen Cast geführt hat. Die Serie ist allerdings das beste Beispiel dafür, dass kein Millionenbudget nötig ist, um hervorragende TV-Unterhaltung zu erschaffen. Geld schreibt keine Geschichten, es baut lediglich das Fundament aus, welches bei Mr Inbetween bewusst bröckelig gehalten ist. Die Serie reiht sich als kleiner Geheimtipp in die Riege der ganz Großen, wie «Sopranos», «Justified» oder «Deadwood» ein und dürfte durch Mundpropaganda auch in den nächsten Jahren noch viele Genrefans begeistern.


    Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…dlich-auch-in-deutschland

    ~~ So wie oben, so auch unten ~~

  • Lotar

    Hat den Titel des Themas von „Filmnews vom 13. August 2021“ zu „Filmnews vom 13.08.2021“ geändert.



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