Zur Sendung vom 03. Februar 2023

  • Zum Tod von John Le Carré


    Einer, der hinter die Dinge schaute


    Ein Nachruf von Claudia Voigt

    14.12.2020


    John Le Carré arbeitete einst als Agent des britischen Geheimdiensts, bevor er Spionageromane schrieb. Eine Sensation? Eher die perfekte Voraussetzung für großartige Thriller.


    So sieht eigentlich kein Held aus. Klein, dicklich und schwerfällig: der Spion George Smiley. Wie John Le Carré ihn beschrieb, »schien er eine Menge Geld für wirklich schlechte Kleidung auszugeben, die um seinen Körper hing wie die Haut einer geschrumpften Kröte«. Er war die Leitfigur in dem umfangreichen Werk des britischen Schriftstellers und trat zum ersten Mal 1961 in dem Roman »Schatten von gestern«. Weltberühmt wurde Le Carré zwei Jahre später mit seinem dritten Buch »Der Spion, der aus der Kälte kam«.


    Als Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes soll Smiley einen Beamten überprüfen, eigentlich nichts Besonderes, doch der Mann begeht Selbstmord. Gegen den Widerstand seiner Vorgesetzten beginnt der traurige Held mit eigenen Nachforschungen. Denn hinter dem Selbstmord, der sich bald als Mord entpuppt, verbirgt sich mehr: der Ost-West-Konflikt – und die Frage, ob Loyalität zum eigenen Geheimdienst und damit zum eigenen Land in Zeiten bröckelnder politischer Gewissheiten überhaupt noch möglich sind. Diese Frage durchzog alle großen Romane von John Le Carré.


    Smiley war das personifizierte Mittelmaß, eine ideale Tarnung, um unauffällig die Welt in den Blick zu nehmen. Denn was ist ein Spion anderes als ein Mensch, der hinter die Dinge schaut? Und genau das ist auch die Profession des Schriftstellers. Immer wieder wurde hervorgehoben, dass John Le Carré, der mit bürgerlichem Namen David Cornwell hieß, von 1958 bis 1964 selbst als Agent des britischen Inlands- und Auslandsgeheimdienstes gearbeitet hatte. Ein Schriftsteller, der ein echter Spion gewesen ist. Eine Sensation? Man könnte diesen Lebenslauf auch als perfekte Voraussetzung betrachten, um ein großes fiktives Werk zu schaffen. »Einmal ein Spion, immer ein Spion – ich glaube, das ist vollkommen richtig. Und ich weiß nicht, ob ich ein Schriftsteller bin, der Spion wurde, oder ein Spion, der schließlich Schriftsteller wurde«, sagte Le Carré dem SPIEGEL.


    Geprägt vom Gefühl der Desillusionierung


    Seine Romane waren von Anfang an von einem Gefühl der Desillusionierung geprägt. Es entstand aus der Beobachtung, dass nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa keine politischen Gewissheiten mehr existierten. Le Carré hat sich in Interviews dazu geäußert, wie sehr es ihm zu denken gab, dass dieselben britischen Soldaten, die Deutschland im Bombenkrieg zerstört hatten, später die Rosinenbomber flogen, die für die Berliner Bevölkerung überlebenswichtig waren und jubelnd empfangen wurden. Das Thema der moralischen Ambivalenz zieht sich durch sein Werk, weshalb die Bücher von John Le Carré nicht einfach Spionageromane sind, keine Schwarz-Weiß-Erzählungen, sondern die vielen komplizierten Schattierungen der Grautöne ausloten.


    Carré wurde 1931 in Dorset in England geboren, sein Vater war ein Betrüger, der die Nähe von Berühmtheiten und zwielichtigen Gestalten suchte; Le Carré beschrieb ihn als »manipulativ, machtvoll, charismatisch, clever und unzuverlässig«. Seine Mutter hatte die Familie verlassen, als er fünf Jahre alt war, mal hieß es, sie sei krank, dann wieder, sie sei gestorben – er sah sie erst wieder, als er schon 21 war. Es war eine instabile und lieblose Kindheit, als Le Carré acht Jahre alt war, begann zudem der Zweite Weltkrieg.


    Mit sechzehn, im Jahr 1947, entfloh er dem demütigenden Leben an der Seite seines Vaters und verließ England und studierte in Bern Germanistik und Neue Sprachen, seinen Abschluss machte er schließlich am Lincoln College in Oxford. Bereits in Bern wurde er von einem dort ansässigen britischen Spion angeworben und arbeitete undercover für die Botschaft Großbritanniens. Er erhoffte sich Halt und Stabilität von der Organisation des britischen Geheimdienstes. Dass er gegenteilige Erfahrungen machte, ist in vielen seiner 27 Romane nachzulesen. Anfang der Sechzigerjahre übte er gleich drei herausfordernde Tätigkeiten nebeneinander aus: Er war Spion des Auslandsgeheimdienstes, Botschaftsmitarbeiter in Deutschland und begann damit, seine ersten Romane zu schreiben. Der grüblerische Held Smiley ist auch als Alter Ego seines Autors zu verstehen, obwohl Le Carré Zeit seines Lebens deutlich besser gekleidet war als dieser.


    Als Schriftsteller fand Le Carré mit Anfang dreißig die Rolle seines Lebens. Die erfahrungssatten ersten drei Lebensjahrzehnte lieferten ihm das gedankliche Grundgerüst für seine Romane, von denen der letzte, »Federball«, noch im vergangenen Jahr erschien. Auch dieses Buch zeichnete sich noch durch Komplexität, Raffinesse und moralische Vielschichtigkeit aus. Le Carré starb am Sonntag im Alter von 89 Jahren in Cornwall.


    Quelle: https://www.spiegel.de/kultur/…62-42b6-967d-4ebda8b0cf21

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