Filmnews vom 11.06.2021

  • Teil 1 - «Jesus Rolls – Niemand verarscht Jesus» – Doppelte Blasphemie


    Der Spin-Off von «The Big Lebowski» ist seit einigen Wochen im Stream zu sehen. Kann es der Streifen mit «Die Ausgebufften» aufnehmen?


    Lang ist es her, dass die Coen-Brothers 1998 «The Big Lebowski» auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin vorstellten. Heute ist die Kiffer-Komödie längst Kult - nicht zuletzt wegen Jeff Bridges als schludriger Alt-Hippie in einer seiner besten Rollen. In einer Nebenrolle taucht John Turturro als Bowling-Champ Jesus Quintana auf, der die Angewohnheit hat, zuvor seine Kugel zu lecken. Turturro, der immer wieder mal für die Coen-Brothers («Barton Fink») vor die Kamera tritt, feilte selbst an seiner Figur, die ihn letztlich so begeisterte, dass er für sie einen eigenen Filmstoff entwickelte. Zwar hatten Joel und Ethan Coen nie die Absicht verfolgt, eine Fortsetzung zu drehen, aber schließlich ließen sie Tuturro gewähren, nach dem Motto ‚Mach‘ mit der Figur, was du willst.‘ Nun ist «Jesus Rolls» aber kein Sequel geworden, sondern eher ein Spin-Off, denn der große Lebowski taucht hier zum Glück nicht auf. Bei näherer Betrachtung ist «Jesus Rolls» sogar das Remake eines französischen Klassikers mit Gerard Depardieu: «Die Ausgebufften», der 1974 wegen seiner freizügigen Sexszenen als skandalös galt. Was hat das aber mit einem angeberischen Bowler zu tun? Dass sich Turturro gleich an zwei Filmklassiker anlehnt, könnte man glatt als doppelte Blasphemie bezeichnen!


    Immer wieder Liebe zu Dritt


    Jesus Quintana (John Turturro) hat seine Zeit im Gefängnis, in das er wegen eines Missverständnisses hineingeraten ist, abgesessen. Sein bester Kumpel Petey (Bobby Cannavale) erwartet ihn schon vorm Tor. Doch schon nach wenigen Schritten sehen sie einen Schlitten, den man nicht einfach am Straßenrand stehen lassen kann. Die ‚leihen‘ sich den Plymouth für eine kleine Spritztour inklusive Abstecher auf der Bowling-Bahn. Als sie den Wagen wieder abgeben wollen, erwartet sie der Besitzer (Jon Hamm) bereits mit einer Waffe. Er trifft Petey am Oberschenkel, verliert dafür aber sein Girl. Marie (Audrey Tautou) zieht mit den beiden Gaunern weiter, hofft sie doch, bei ihnen ihr Liebesglück zu finden. Denn bisher konnte sie kein Mann befriedigen. Daran werden aber auch Jesus und Petey trotz aller Anstrengung nichts ändern. Kurze Zeit später verlieren sich ihre Wege wieder. Die beiden Freunde gabeln dafür die gerade aus der Haft entlassene Jean (Susan Sarandon) auf. Alle drei landen im Bett, doch am nächsten Morgen erschließt sich Jean mit einem Schießeisen.


    Mal die Sau rauslassen


    «Jesus Rolls» hat die Anmutung eines Roadmovies, aber es gibt anscheinend kein Ziel. Die beiden Männer lassen sich treiben, tun und lassen, was sie wollen. Sie leben dafür, Autos zu klauen und ihren sexuellen Gelüsten nachzugehen. Genauso wie es Gerard Depardieu und Patrick Dewaere vor 47 als «Die Ausgebufften» getan haben. Von ausgebufft kann aber bei John Turturros verspätetes US-Remake aber nicht mehr die Rede sein. Das französische Original entsprach vollends dem Zeitgeist der frühen Siebziger, als junge Menschen (Depardieu war 25) gegen konservative Lebensweisen anecken und heuchlerische Moralvorstellungen entlarven wollten. Das gelang mit sexueller Freizügigkeit und sittenwidriger Frechheit. Hingegen wirkt das beim 64-jährigen John Turturro wie ein außer Kontrolle geratener Altmänner-Traum. Mal die Sau rauslassen. Audrey Tautou lässt dazu auch den nackten Busen wippen, und auch Susan Sarandon wirkt mit ihren über 70 Jahren noch sexy. Nur was soll das Ganze?


    Eine sinnentleerte Odyssee


    Haben wir es hier mit einer zügellosen Erotik-Komödie zu tun, mit der sich Turturro über seine sowieso schon exzentrische Figur aus «The Big Lebowski» austoben will? Oder wie «Jesus Rolls» ein auf cool getrimmtes Roadmovie sein, das aber trotz diverser geklauter Karosserien nie richtig in Fahrt kommen will? Nicht mal 90 Minuten dauert die sinnentleerte Odyssee, über die man auch nicht lachen will und die letztlich ins Nichts führt. Das Ende kommt abrupt. Niemand verarscht Jesus. Dafür verarscht er sein Publikum.


    Fazit: Mit «The Big Lebowski» hat «Jesus Rolls» nichts mehr zu tun. Mit «Die Ausgebufften» kann es Turturros US-Remake auch nicht aufnehmen. Enttäuschung auf ganzer Linie.


    Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…jesus-doppelte-blasphemie


    Teil 2 - «Liseys Story»: Stephen Kings Serien-Coup?


    Mit Julianne Moore in der Hauptrolle hat AppleTV+ ein berühmtes Buch von Stephen King in Form einer Miniserie verfilmt. Der Großmeister hat auch noch gleich die Drehbücher geschrieben.


    Seit dem gewaltsamen Tod des Schriftstellers Scott Landon (Clive Owen) ist mittlerweile ein Jahr vergangen. Trotzdem macht sich seine verwitwete Ehefrau Lisey (Julianne Moore), deren Geschichte mit dieser Miniserie erzählt werden soll, erst jetzt so langsam an das Zurechtrücken des konfusen Wusts aus unvollendeten Manuskriptseiten und verschnippelten Zeitschriftenkommentaren. Ein paar Akademiker machen ihr Druck, weil sie endlich an die literarischen Schätze dieses großen Autors ran wollen – doch das ist nicht der Hauptgrund, warum Lisey schon in den allerersten Szenen ihrer Geschichte so völlig durch den Wind wirkt. Aber nicht nur die Titelfigur hat hier mit Dämonen zu kämpfen – klar, die literarische Vorlage stammt ja von Stephen King – sondern auch ihre Schwester, die sich beim Gedanken an einen unguten Partner mit den Scherben einer Teetasse die Hände blutig schneidet und anschließend stundenlang nicht mehr ansprechbar, ins Nichts starrend dasitzt, dass einem schon an dieser Stelle ein kalter Schauer über den Rücken huscht. Doch die schlimmsten Dämonen scheinen in Liseys verstorbenem Ehemann Scott gewütet zu haben – und in einem ominösen Mann, dessen Leben Scotts Bücher nach eigenen Angaben von Grund auf verändert haben. Und so, wie dieser Mann aussieht und spricht, nämlich in finsteren, gruseligen Andeutungen, ist das eher als Satz zu verstehen, den kein Autor jemals hören möchte, erst recht nicht, wenn sein Werk hauptsächlich durch seine eindringliche Beschreibung menschlichen Grauens von sich reden machte.


    Eine Story mit idealen Voraussetzungen für eine gelungene Serie: Frauen mit streng gehüteten, dunklen Geheimnissen, Männer mit mörderischer Raserei in der Seele, und dann sorgt noch der herbstliche Nebel für die perfekte Atmosphäre, während ein beängstigender Mann um das rot gestrichene amerikanische Bauernhaus herumläuft.


    Doch leider driften sowohl die serielle Verfilmung als auch der ihr zugrunde liegende Stoff schnell in ganz andere Gefilde ab und irrlichtern von einer spannenden, eindrucksvollen psychologischen Dichte hin zu einem mystischen Einheitsbrei, wo Monster aus verschiedenen Welten einander jagen und zerfleischen. Das macht nicht nur die Geschichte ziemlich verworren, sondern verwässert gleichzeitig das, was sie im Kern eigentlich ausmachen gesollte, gerade wenn man wie Stephen King hier Figuren dieses Kalibers erfindet: Denn die Auseinandersetzung mit der manischen Besessenheit, um die es hier immer wieder gehen wird, und die griffig geschriebenen psychologischen Probleme der Charaktere hätten viel spannendere Betrachtungen offenbart. Auch inszenatorisch bleibt die Miniserie von AppleTV+ leider unter ihren Möglichkeiten und konzentriert sich bald nicht mehr so sehr auf die gruselige „alltägliche“ Atmosphäre, in der das erste Drittel ihres Stoffes angelegt ist, sondern stellt bald ein ziemlich austauschbar wirkendes Sammelsurium aus außerweltlichen Motiven vor, die so auch in viel beliebigeren Formaten vorherrschen. Von Kreativen wie Julianne Moore und vor allem Stephen King hätte man sich leider viel mehr erhofft.


    Quelle: https://www.quotenmeter.de/n/1…stephen-kings-serien-coup

    ~~ So wie oben, so auch unten ~~

  • Lotar

    Hat den Titel des Themas von „Filmnews vom 11. Juni 2021“ zu „Filmnews vom 11.06.2021“ geändert.




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